A flat is a living thing – oder wieso ich interiortechnisch wohl niemals „fertig“ sein werde!

Anderthalb Jahre wohnen mein Freund und ich nun in unserer Wohnung und gefühlt habe ich jedes der Zimmer mindestens zwei Mal komplett neu gestaltet. Da ist es nicht wirklich überraschend, dass ich von Freunden und Familie, aber auch von euch hin und wieder die Frage gestellt bekomme: „Wann bist du da eigentlich mal fertig?“. Und ja, auch ich frage mich das ab und an, wenn ich mal wieder Schränke, Stühle und Vasen vom einen Raum in den anderen schleppe, plötzlich leere Fleckchen mit neuen Interior-Stücken fülle, Teile verkaufe und neu kaufe oder abends auf der Couch dann doch mal wieder nicht so richtig zufrieden mit dem Blick auf unser Wohnzimmer bin, unvermittelt aufspringe und das eine Bild gegen das andere tausche und meinen Freund damit manchmal zur Weißglut treibe.

Ja, dann frage auch ich mich manchmal: „Wann zur Hölle bin ich hier eigentlich mal fertig?“

Denn jedes Mal, wenn ich mit einem Raum „fertig“ geworden bin, entdecke ich im nächsten Veränderungspotenzial und so scheint es, dass ich nach Schlafzimmer, Büro und Wohnzimmer gleich wieder von vorne beginne. Das ist aber mitnichten darauf zurück zu führen, dass ich mich in unseren vier Wänden nicht wohl fühle, niemals zufrieden zu stellen bin oder mich selbst unter Perfektionsdruck stelle. Nein – ich habe einfach fürchterlich viel Freude am Einrichten, am Dekorieren, am Umstellen und am Umstylen. Eine Wohnung ist für mich niemals fertig, sondern wächst mit mir und meinem Geschmack, Vorlieben und ja, auch Trends, mit. Genau wie mein Kleiderschrank, wird auch meine Wohnung niemals fertig sein – und das ist auch ganz gut so.

Selbstverständlich bedeutet das nicht, dass es vernünftig oder nachhaltig ist, im 3-Monats-Rhythmus alles neu zu kaufen und den Rest auf den Sperrmüll zu schmeißen. Das ist völlig klar. Und für viele ist das Thema Einrichtung auch sicherlich etwas, das sie gerne irgendwann abschließen wollen, um sich dann wieder anderen Aufgaben widmen zu können. Für mich aber ist es nicht nur Hobby, sondern eben auch zum Teil Beruf und so wünsche ich mir die regelmäßigen Veränderungen nicht nur, sondern zelebriere sie regelrecht.

Ich betrachte unsere Wohnung deshalb als Lebewesen, das sich alleine in den anderthalb Jahren seit unserem Einzug schon so einige Male gehäutet hat. Vom knalligen Rosa im Büro, bei dem mein Mut tatsächlich ein wenig zu groß gewesen ist, über den Versuch der Kombi von verschiedenen Naturtönen im Wohnzimmer, bis zum letzten Fleckchen Weiß im Schlafzimmer, das vergangenes Jahr nun auch weichen musste (mehr dazu hier) – keine meiner vergangenen Entscheidungen war falsch oder gar schlecht. Sie sind und waren Ausdruck der Zeit, in der sie getroffen wurden – und das ist auch völlig okay so. Genau wie ich mich nie, niemals für ein Outfit schämen würde, in dem ich mich mal wohlgefühlt habe (mehr dazu hier), würde ich auch niemals meinen Interiorgeschmack verteufeln oder anzweifeln.

Wie also das ständige Erneuern so nachhaltig und kostengünstig wie möglich gestalten? Diese Frage stelle nicht nur ich mir regelmäßig, sondern auch ihr mir. Zum einen kann man so unfassbar viel selbst machen, um die Wohnung mit Kleinig– oder Großigkeiten neu aussehen zu lassen (hier und hier findet ihr ein paar DIY’s). Mit etwas Farbe und einer guten Idee lassen sich alte Stücke, an denen man sich satt gesehen hat ganz schnell aufpimpen. Aber auch durch selbst gestaltete Kunstwerke, angemalte Vasen oder neue Kerzen sind langweilige Ecken ganz schnell nicht mehr wieder zu erkennen. Und auch das Umstellen von Möbeln hat schnell einen Ruck-Zuck-Neu-Effekt.

Wieso muss dieser Stuhl eigentlich im Schlafzimmer stehen? Sieht der im Wohnzimmer nicht vielleicht viel besser aus? Und wieso steht das Sofa eigentlich an dieser Wand? Wie wärs denn einfach mal mit einem neuen Blickwinkel? Ich glaube ihr versteht worauf ich hinaus will. Wenn man sich von dem Gedanken verabschiedet, dass die eigene Einrichtung eine belastende Aufgabe ist, bei der man möglichst effizient auf ein Ziel zusteuert, kommt man so schnell auf tolle neue Ideen, die das eigene Zuhause nie langweilig werden lassen.

Und das ist doch gerade in einer Zeit, in der wir so so viel Zeit in den eigenen vier Wänden verbringen, super wichtig, oder?

Wenn ein Stück dann aber doch mal weichen soll, muss es noch lange nicht im Müll landen. Ich verkaufe am liebsten an euch per Instasale, aber auch Ebay Kleinanzeigen und Konsorten sind super Optionen um Möbeln ein neues Zuhause zu schenken oder welche zu entdecken. Aber natürlich ist auch mein persönliches Ziel, Möbelstücke zu finden, die nicht nur trendy sind, sondern mich ein Leben lang begleiten. Dieses Potential aber, sehe ich hauptsächlich bei Design-Klassikern wir meinen beiden Togo-Pieces von Ligne Roset, meinen Lampen von Louis Poulsen oder speziellen Deko-Pieces, wie den Glaswerken von Helle Mardahl. Aber versteht mich nicht falsch – gutes und robustes Design muss nicht immer teuer sein (schließlich sind meine zwei Billy Regale von Ikea im Flur, die Stücke, die mich am längsten von allen bereiten).

Vielmehr geht es doch um einen Prozess, um den sachlichen, aber auch ideellen Wert und darum, seinen eigenen Stil zu finden und diesen dann auch in Design-Pieces repräsentiert zu sehen. Klassiker sind nicht umsonst Klassiker und es kann sich durchaus lohnen, auf so ein Traumstück zu sparen und bis dahin mit einer „Ersatzlösung“ sehr gut zu leben. Denn auch hier: „a flat is a living thing“ – und muss oder kann vielleicht auch gar nicht von heute auf morgen fertig sein. Weder geschmacklich, noch finanziell.

Ein Traum, der sich bei mir in den letzten Jahren manifestiert hat ist es, eine Eigentumswohnung von Grund auf zu renovieren und nach meinen Vorlieben zu gestalten. Endlich keine Kompromisse mehr in zu kleinen oder hässlich gefliesten Bädern, die Freiheit Dinge zu streichen oder zu lackieren ohne den Zorn des Vermieters auf sich zu ziehen, nicht mehr nur in der Einrichtung frei zu sein, sondern auch im Grundriss der Wohnung. Das ist etwas, das ich mir für die Zukunft wünsche und auf das ich hin arbeite. Etwas, das mich motiviert und träumen lässt und wer weiß – vielleicht wird dieser Traum auch niemals in Erfüllung gehen.

Dennoch habe ich bis dahin viel Freude an meiner Wohnung, dem Lebewesen. Sehe ihm zu, wie es sich häutet, wächst, sich verändert, mich fordert und belohnt. Ohne den Druck irgendwann perfekt zu sein. Immer offen für Neues, Unerwartetes und als riesige Spielwiese für meine Ideen und Vorstellungen. Genau deshalb werde ich wohl niemals „fertig“ sein. Und das macht mich ziemlich glücklich.

2 Antworten zu “A flat is a living thing – oder wieso ich interiortechnisch wohl niemals „fertig“ sein werde!”

  1. Ich kann das sooo verstehen! Sind vor 1,5 Jahren in unser eigenes Haus gezogen .. wie du es perfekt beschrieben hast : „hier und da immer wieder neu“
    Vom Kauf wo wir uns gegen eine neue Küche entschieden – die jetzt aber sein muss 🤦‍♀️😂 bis hin zu farbigen Wänden die wir nie haben wollten weil die Design Klassiker Farben tragen ☝️ Ich liebe es 😍 immer wieder neu hier und da .. und auf die Frage „wann seid ihr endlich fertig : n i e – denn ein Zuhause bedeutet Arbeit. In ganz vielen Hinsichten‘‘ 😂❤️ Happy sunday liebes

    • Jaaa manches sieht man erst wenn man schon eine Weile darin wohnt. Und der Geschmack verändert sich, der Mut zur Farbe, die Bedürfnisse – das kann man schlichtweg nicht alles einplanen! Happy Sonntag auch für dich <3

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