Gesprächsstoff: Cord
Ob man nun will oder nicht – früher oder später bringt die Mode alles wieder zum Vorschein. Viel Gutes, aber ab und an leider auch ein paar Relikte der vergangenen Modejahrzehnte, die man lieber vergessen würde. Seien es die Wasserwellen der 20er, die mutigen Farb- und Mustermixe der 80er oder eben der Materialfavorit der 60er & 70er: Cord. Und dann muss man sich die Frage stellen: „Mache ich diesen Trend mit?“
Neulich rief mich eine Freundin während einer Sale-Shoppingtour aus der Zara-Umkleidekabine an und stellte mir nach einem knappen „Hallo“ nur eine kurze Frage: „Cord – ist das jetzt cool?“
Cord – ist das jetzt cool?
Dazu muss ich sagen, dass ich eigentlich recht schnell darin bin, mich zu neuen Trends zu positionieren und eigentlich nur hätte Ja oder Nein antworten müssen, um meiner Freundin schnellstmöglich bei der Entscheidung zu helfen, aber irgendwie kam da nicht mehr als: „Mhh, gute Frage.“
Wenn ich an Cord denke, kommt mir zuallererst die Sex and the City Folge mit Miranda und Steve in den Kopf, in der er zu ihrem schicken Anwaltsdinner in seinem guten alten Cordanzug antanzen möchte. Mirandas gewohnt spröde Reaktion auf diesen gut gemeinten Vorschlag: „Ich habe nicht genug Zeit um dir zu erklären, was alles falsch an Cord ist!“ Am Ende der Folge trennen sie sich. Naja, nicht alleine wegen des Cord Anzugs, aber der hat es sicher auch nicht besser gemacht.
Gleich nach besagter Sex And The City Folge muss ich an meine Kunstlehrerin aus der Grundschule denken. Auch die schien Cord zu lieben. Ich sie dafür aber umso weniger. Und damit hatte Cord schon in meiner frühen Jugend ein eher schlechtes Image. Und so habe ich mir seitdem eigentlich gar keine Gedanken mehr um dieses Material gemacht. Bis jetzt.
Denn spätestens seit dieser Wintersaison kommt man an Cord nicht mehr vorbei. Aus jedem zweiten Onlineshop, sämtlichen Modemagazinen und meinem Instagram-Feed hüpfen mir Hosen, Blazer, Röcke und Blusen aus Cord entgegen. Und ich weiß immer noch nicht so recht was ich davon halten soll. Klar, an Models und vielen Blogger-Kollegen (allen voran Belle von Honey Belle, die meine persönliche Cord-Ikone ist) sehen die groben Stücke natürlich großartig aus. Aber tut der Stoff wirklich etwas für seine Trägerin? Oder ist das eher einer dieser Trends bei denen man nur denkt „Augen zu und durch“?
Kommen wir doch erstmal zu den Fakten: Cord ist ein festes, samtartiges Gewebe mit typischen Längsrippen. Da es so gut wie unkaputtbar ist, wird und wurde Cord häufig als Material für Arbeitskleidung verwendet. Besonders in den 60er und 70ern war es beliebt und die Schlaghosen aus Cord DAS It-Piece einer ganzen Generation. Was wir jetzt sehen sind entweder direkte Zitate aus dieser Zeit (Schlaghosen, Cordjacken oder Hemden) oder moderne Übersetzungen wie weit geschnittene Bundfaltenhosen und Oversized Blazer.
Die Eins-zu-Eins-Umsetzungen sind leider wirklich nicht so ganz mein Ding. Das mag daran liegen, dass diese Ära allgemein nicht zu meinen liebsten in Sachen Mode gehört, aber auch daran, dass ich ein ziemlich schlimmes Schlaghosen-Trauma mit mir herum trage und man mich deshalb (erstmal) nicht in einer erwischen wird. Bei den cleanen, minimalistischen und modernen Varianten, bin ich schon eher dabei. Und deshalb habe ich auch schon ein Auge auf dieses gute Stück von Mango (im Sale) geworfen.
Was man allerdings nicht vergessen darf: Cord macht nicht gerade schlank, um es mal sachte auszudrücken.
Was man allerdings nicht vergessen darf: Cord macht nicht gerade schlank, um es mal sachte auszudrücken. Alleine aufgrund seiner Festigkeit sind seine silhouettenschmeichelnden Eigenschaften eher mau. Deshalb fiel meine Wahl statt zur Hose auch eher zum Blazer. Ob der es tatsächlich in meinen Kleiderschrank schafft, weiß ich noch nicht. Aber wenn ich aus meiner modischen Vergangenheit eines gelernt habe, dann, dass man niemals nie sagen soll. So fand ich Culottes zu Beginn des Megatrends scheußlich und lebte dann nur ein paar Wochen später ausschließlich in den bequemen Hosenröcken. Ob Cord und ich wohl Freunde werden? Wir werden sehen. Auf jeden Fall scheidet dieser Stoff die Geister und hat mich persönlich mal wieder dazu gebracht zu reflektieren und die aktuellen Trends zu hinterfragen. Dafür bekommt Cord von mir schon mal ein dickes, fettes Like.
Dafür bekommt Cord von mir schon mal ein dickes, fettes Like.
[…] der ersten Woche von Frollein Herr habe ich diesen Artikel zum Trendstoff Cord geschrieben – und ich gebe zu: Mein Verhältnis zu diesem Material […]