Beautytrend Face Yoga: Kann das was?
Face Yoga?! Ich will ganz ehrlich mit euch sein, als ich in den vergangenen Monaten immer öfter von diesem neuen Beautytrend las, der Hand in Hand mit Skinimalismus und dem neuen (Selbst-)bewusstsein der eigenen Haut gegenüber einhergeht, war ich gelinde ausgedrückt skeptisch. Ich schaffe es ja noch nicht mal den Spirit des ganz normalen Yogas ordentlich umzusetzen – also Kopf ausschalten, meditieren und im Moment zu bleiben – wie sollte das dann erst beim Face Yoga werden?! Und trotzdem – je länger ich mich mit dem Thema beschäftigte, desto spannender fand ich es. Schließlich ist unsere Gesichtsmuskulatur nicht nur Tag und Nacht für uns im Einsatz und damit eine wahnsinnig unterschätzte und vernachlässigte Muskelgruppe, sondern wird dazu auch noch oft falsch oder einseitig beansprucht, sodass es zu Verspannungen oder sogar Schmerzen kommen kann. Ich kann dazu ein Lied singen, besonders wenn es um meine Kiefermuskulatur geht, die in meinem Fall besonders im Schlaf, durch starkes Pressen, beansprucht wird. Wieso also nicht auch mal den Gesichtsmuskeln eine Massage oder eine gezielte Kräftigung schenken?
Aber damit nicht genug! Face Yoga dient nicht nur dem Wohlbefinden und der Entspannung, sondern kann auch ganz maßgeblichen Einfluss auf unsere Hautalterung haben. Woher ich das weiß? Vor ein paar Wochen fand ich mich in einem Zoom Call mit der Hamburger Praxis für Dermatologie von Dr. Susanne Steinkraus wieder, in dem es nicht nur um die neusten Trends der ästhetischen Dermatologie ging, sondern auch um Face Yoga. Also übte ich ca. 10 Minuten lang mit vielen meiner lieben KollegInnen in einem Zoom-Call die zunächst etwas befremdlich aussehenden Face-Yoga-Übungen, angeleitet von Lena Ostermann, Medizinische Kosmetikerin und die Face Yoga Expertin der Praxis. Und was soll ich sagen – es hat nicht nur Spaß gemacht, sondern man konnte das „Training“ der Gesichtsmuskulatur förmlich spüren. I’m hooked – und deshalb habe ich mir die wunderbar sympathische Expertin Lena auch direkt für ein Interview geschnappt.
Also: Alles, was ihr über Face Yoga wissen müsst, lest ihr jetzt…
Frollein Herr: Face Yoga – was ist das eigentlich?
Lena Ostermann: Durch Face Yoga lassen sich gezielt Gesichtsmuskelgruppen entspannen oder kräftigen. Normalerweise endet unser Workout am Halsansatz. Dabei haben wir auch im Gesicht viele Muskeln, die etwas Aufmerksamkeit verdienen.
Über gezielte Übungen und Handgriffe können wir auch unsere Gesichtsmuskulatur aufbauen und dehnen, denn genau wie für die Muskulatur am Körper, gilt auch für das Gesicht, dass alles, das nicht trainiert wird, erschlafft und an Volumen und Definition verliert. Gesichtsyoga stellt damit eine natürliche Methode dar, den Alterungsprozess im Gesicht zu verlangsamen und ähnlich wie Yoga, einen bewussten, selbstwertschätzenden Umgang mit sich zu pflegen.
F.H.: Wer hat das erfunden und woher kommt es?
L.O.: Bei uns in Europa wird Gesichtsyoga noch wenig praktiziert. In Japan schon jahrhundertelang und auch in Amerika ist es ein großer Trend. Als Pionierin gilt die Japanerin Fumiko Takatsu, die nach einem Unfall unter einer asymmetrischen Gesichtsveränderung litt, die sie über einen Selbstversuch mit speziellen Gesichtsübungen ausgleichen konnte. Daraus entwickelte sie die erste offizielle Gesichtsgymnastik. Darüberhinaus existieren auch im Yoga vereinzelte Übungen, bei denen die Gesichtsmuskulatur über das Herausstrecken der Zunge aktiviert wird, wie der Löwe, allerdings ist die Beschäftigung mit der Gesichtspartie auch hier eher marginal.
F.H.: Und welche Vorteile bringt es? Was passiert dabei genau in der Haut?
L.O.: Gesichtsyoga greift gleich an mehreren Stellen: Unser Gesicht ist oft das erste und ausdrucksstärkste Kommunikationsmedium. Wir haben eine Wirkung und geben Informationen an unser Umfeld ab, ohne dabei sprechen zu müssen, allein durch unsere Ausstrahlung. Wie wir uns fühlen, beeinflussen unsere Stimmung und Mimik. Gesichtsyoga hilft Stress und Anspannung im Gesicht abzubauen, faltenbildende Gewohnheiten abzulegen und der Welt mit einem positiven, lebendigen Gesichtsausdruck zu begegnen. Schenken wir uns selbst liebevolle Aufmerksamkeit, hat das einen Effekt von innen nach außen.
Außerdem wirkt Gesichtsyoga den Alterungsprozessen des Gesichts aktiv entgegen, stimuliert das träger werdende Lymphgefäßsystem und verbessert die Durchblutung, sowie die Nährstoffversorgung der Zellen. Ab Mitte Zwanzig produziert der Körper weniger Kollagen, auch die Muskulatur büßt mit den Jahren an Volumen ein. Anders als am Körper, sind die Gesichtsmuskeln direkt mit der Haut verbunden. Wenn die Muskulatur mit zunehmendem Alter erschlafft, beginnt sie der Schwerkraft entgegen zu wandern und zu hängen. Das beeinflusst auch die darüber liegende Haut. Auch sie wird nach unten gezogen. Hängt also der Muskel, hängt auch die Haut. Kräftigen wir im Gegenzug die Gesichtsmuskulatur mit gezielten Übungen, wird auch die Haut gestrafft.
F.H.: Kann das denn jeder?
L.O.: Gesichtsyoga kann jeder, in jedem Alter, zu jeder Zeit und an jedem Ort. Es ist für alle, denen ihr Erscheinungsbild am Herzen liegt. Natürlich gilt wie bei der allgemeinen Bewegung: Je früher wir beginnen, desto besser. Doch gerade dann, wenn sich Falten und schlaffe Partien zeigen, lohnt es sich anzufangen. Manche Übungen können mitunter etwas merkwürdig aussehen und daher ist es gut, mit einer Portion Humor an die Sache ranzugehen. Wichtig ist auch, dass Gesichtsyoga kein Kampf gegen das Altern ist, sondern eine Hommage, sich in der eigenen Haut wohl und schön zu fühlen.
F.H.: Wie oft sollte man so eine Face Yoga Session einlegen?
L.O.: Für sichtbare Resultate sind 10 Min. täglich zu empfehlen. Es muss nicht am Stück geübt werden. Face Yoga lässt sich auch über den Tag verteilt in den Alltag einbauen. Sei es bei der morgendlichen Pflegeroutine, während des Kochens, beim Spazieren, vor dem Schlafen.
Anfangs ist es hilfreich, sich selbst beim Sprechen aufzunehmen, um ein Bewusstsein für die eigene Mimik zu bekommen und die Übungen vor einem Spiegel auszuführen, damit die Wahrnehmung für eine korrekte Ausführung gestärkt wird.
F.H.: Gibt es spezielle Tools oder Beautyprodukte, die den Effekt zusätzlich unterstützen?
L.O.: Für eine gesunde Haut ist auch die passende Hautpflege entscheidend. Im besten Fall wird diese mit professioneller Unterstützung auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt. Wirkstoffe wie Retinol und Vitamin C, sowie eine milde Reinigung und ein separater Lichtschutz sind besonders interessant, wenn es um den Schutz und Verbesserung der Hautqualität geht. Die Gesichtsyogaübungen und -griffe gehen besser von der Hand, nachdem man ein Feuchtigkeitsserum aufgetragen hat. Gleichzeitig kann dieses über die Hände richtig schön in die Haut eingearbeitet werden.
Es gibt eine Vielzahl von Tools, die für Gesichtsbehandlungen zum Einsatz kommen können. Eines meiner Favoriten ist der Gua Sha Stein (z.B. hier). Gua Sha ist eine aus der traditionellen chinesischen Medizin stammenden Massagetechnik. In der Regel wird mit einem Heilstein, wie z.B. Rosenquarz, über das Gesicht geschabt, sodass unser Lymphgefäßsystem wieder gut in Fluss kommt, Stoffwechselprozesse und Durchblutung verbessert werden, Verspannungen gelöst und auch die Faszien sich wieder netzförmig ordnen. Auch die Stimulation von bestimmten Akkupressurpunkten und die Integration der Atmung haben einen unterstützenden Effekt.
F.H.: Kann man beim Face Yoga denn auch etwas falsch machen, bzw. der Haut oder dem Gewebe schaden?
L.O.: Falsch ausgeführt kann Gesichtsyoga auch noch mehr Falten und Anspannung aufbauen. Es geht beim Face Yoga nicht ums Grimassenschneiden, daher halte ich auch nicht jedes Youtube-Video für empfehlenswert. Es hat sich gezeigt, dass es eine strukturierte Vorgehensweise braucht, vorzugsweise unter Anleitung, zumindest zu Beginn, bis die Übungen wirklich gut und sicher ausgeführt werden, um die gewünschten Ziele zu erreichen.
F.H.: Nach welcher Zeit kann man erste sichtbare Ergebnisse erwarten?
L.O.: Das ist abhängig von der Gesichtspartie. Bei konsequenter Umsetzung kann man auf der Stirn beispielsweise bereits nach 14 Tagen mit einer deutlichen Glättung rechnen. Der Volumenaufbau und die Straffung brauchen länger, da der Körper mehr Trainingsreize benötigt, um physisch Muskulatur aufzubauen. Nach meiner Erfahrung ist ein spür- und sichtbarer Effekt nach 3 Monaten da. Auch hier gilt die Trainingslehre, dass die Verbesserung zunächst spürbar ist, ehe sie sichtbar wird.
F.H.: Kann man Face Yoga auch irgendwo lernen?
L.O.: Es gibt fundierte und seriöse Face Yoga Ausbildungen. Zusätzlich ist es gut, ein umfassendes Hintergrundwissen in den Bereichen Anatomie und Physiologie mitzubringen. In meiner Tätigkeit als med. Kosmetikerin und Yogalehrerin arbeite ich täglich mit der Haut und dem Körper und sehe, welche Verfahren sich positiv auf unser Erscheinungsbild auswirken. Besonders schätze ich dabei einen ganzheitlichen Ansatz und den Austausch mit anderen Fachbereichen, wie der Dermatologie und der plastischen Chirurgie, um individuell die besten Strategien zu entwickeln.
Lange Zeit hatte ich selbst mit starken Kieferverspannungen zu tun und konnte selbst erleben, wie sich manuelle Verfahren aus der Physiotherapie positiv auf mein Wohlbefinden ausgewirkt haben. Mich fasziniert, welche Kraft zur Selbstregeneration wir über einfache Methoden in uns entfalten können. Wir haben jeden Tag die Möglichkeit mit wenig Aufwand selbst etwas für unsere Gesundheit zu tun.
Face Yoga: Mein Fazit
Face Yoga ist ein wirklich toller und vor allem leicht umzusetzender Weg, sich der eigenen Mimik und der damit einhergehenden Beanspruchung der Gesichtsmuskulatur bewusst zu werden und daraufhin gezielt zu trainieren oder zu lockern. Das tut nicht nur dem Körper als Ganzes gut, sondern kann auch der Hautalterung entgegenwirken. Denn, wie wir gerade gelernt haben, sind die Gesichtsmuskeln in unserem Gesicht, im Gegensatz zu denen am Körper, direkt mit der Haut verbunden und so lässt sich mit gezieltem Training der Muskeln auch echter Einfluss auf die Haut nehmen.
Ich bin ja sowieso großer Fan von Gesichtsmassagen oder Lymphdrainage und finde mich im Face Yoga als Beautyroutine komplett wieder. Damit aber auch ihr unter Anleitung mal ein wenig ins Face Yoga reinschnuppern könnt, hat die liebe Lena Ostermann (Stunden bei ihr können direkt über die Praxis gebucht werden) extra für euch ein paar Videos aufgenommen (findet ihr oben verlinkt oder hier auf dem Account der Praxis unter Reels. Lenas eigenen Instagramaccount findet ihr hier), mit denen ihr die Basics selbst mal ausprobieren könnt. Für mich Bewegungsmuffel ist Face Yoga auf jeden Fall ein super Kompromiss und ich bleibe definitiv am Ball!
Ich liebe Face Yoga! Da kann man Botox komplett vergessen! Mach das jetzt regelmäßig und werde sogar von Freunden auf den Unterschied angesprochen!
Face Yoga ist einfach eine super Sache! Wenn mir vor Jahren mal jemand gesagt hätte, dass man ohne Botox, etc seine Falten so reduzieren kann, hätte ich gelacht. Musste es dann selber ausprobieren und war begeistert wie man bereits beim ersten mal einen Unterschied spürt und spätestens nach dem 3-4x einen Unterschied sieht. Face Yoga ist jetzt Teil meiner fixen wöchentlichen Routine geworden. Super, dass ihr auf Face Yoga aufmerksam macht!!!