Hauptberuflich Bloggen: geht das überhaupt?

Die Frage: „Wie jetzt? Und wovon lebst du dann?“, gepaart mir einem mehr oder minder verwirrten Gesichtsausdruck, war wohl die häufigste Reaktion meiner Mitmenschen, als ich ihnen vor ein paar Monaten eröffnete, dass ich meinen Job als Redakteurin bei ELLE und Harper’s Bazaar gekündigt habe und mich mit einem Blog selbstständig machen würde.

Natürlich haben mich die zweifelnden Blicken und Fragen und die bemüht glaubwürdige Ermutigung „Ach, das wird schon!“ nicht ganz kalt gelassen. Und nach der ersten Euphorie fragte ich mich nicht selten, ob ich eigentlich irre bin und naiv zu glauben mit Bloggen meinen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Zum Glück meldete sich dann aber recht schnell eine feste Überzeugung zu Wort, klopfte mir aufmunternd auf die Schultern und widersprach den Zweifeln vehement: „NEIN, du bist nicht verrückt. Denn: Bloggen ist ein Job – und der wird bezahlt. Wenn man ihn gut macht.“

Bloggen ist ein Job – und der wird bezahlt. Wenn man ihn gut macht.

Dafür gibt es in der deutschen Bloggerlandschaft auch so einige sehr gute Beweise. Mädels wie Swantje von The Original Copy, die Girls vom amazedmag, Nisi und Desi von Teetharejade oder auch Storm von Storm Wes, um nur einige zu nennen. Ikonen der Branche wie Jessie von Journelles, hier mal ganz außen vor. Diese Frauen leben vom Bloggen und hauen tagtäglich kreativen Output raus und bestehen so in der hart umkämpften Bloggerwelt.

Aber ich? Kann ich das auch? Ich habe Literatur studiert, 5 Jahre als festangestellte Redakteurin bei zwei der größten Modemagazine Deutschlands gearbeitet und meine behaupten zu können, zudem nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Dabei ist mir völlig klar, dass ich nicht die nächste Caro Daur werde. Will ich aber auch gar nicht. Ich will einfach nur schreiben. Das wollte ich schon immer. Und da es in der Printbranche derzeit als junge Redakteurin nicht so leicht ist voran zu kommen und das Gefühl des „Wie geht es wohl weiter“ und die damit verbundene Ungewissheit, einfach nicht mehr so mein Ding waren, musste ein neuer Weg her.

Lasst mich euch versichern: Die Entscheidung fiel mir nicht leicht.

Ich hatte einen tollen Job, durfte großartige Erfahrungen machen und habe in den fünf Jahren wahnsinnig viel gelernt. Aber mit den Jahren wurde der Wunsch nach mehr Freiheit, besonders mehr Entscheidungsfreiheit immer lauter, sodass ich ihn irgendwann einfach nicht mehr ignorieren konnte. Ich wollte nicht länger für andere Leute schreiben, tagein tagaus an einem Schreibtisch sitzen und darauf warten die Entscheidungen anderer umzusetzen. Und da es bekanntlich nichts bringt sich auf ewig über den Status Quo zu beschweren, kündigte ich meinen Job und startete das Projekt Selbstständigkeit. Und hier bin ich nun.

Soweit so gut. Aber die Frage wie man davon leben kann, ist immer noch nicht beantwortet, oder? Betrachtet man die letzten Jahre, kommt man nicht umhin um der internationalen und deutschen Bloggerszene großen Respekt zu zollen. Aus Hobby wurde Beruf. Aus Pressegeschenken wurden Verträge und es gibt kaum mehr eine Marke, die sich nicht darüber bewusst ist, welchen Einfluss Blogger auf ihre Leserschaft haben. Das ganze ist ein Business geworden. Eines, an dem ich teilhaben möchte.

Natürlich trage ich derzeit ein großes Risiko. Niemand kann mir versichern, dass es so läuft wie ich mir das vorstelle. Aber: Manchmal muss man sich eben was trauen. Ich bin bei allen großen Entscheidungen in meinem Leben bisher immer meinem Bauchgefühl gefolgt und das hat mich noch nie im Stich gelassen. Und genau deshalb ist diese Stimme, die mir immer wieder auf die Schultern klopft und sagt: „Karo, das wird gut!“ auch nicht tot zu kriegen.

Kommen wir aber jetzt mal zu den Fakten. Wie verdienen Blogger denn jetzt Ihr Geld? Die Möglichkeiten sind vielfältig, aber ich habe die grundlegenden Systeme hier für Euch aufgelistet.

Bezahlte Kooperationen

Dank der Kennzeichnungspflicht, die sich inzwischen eigentlich überall durchgesetzt hat, könnt Ihr bezahlte Kooperationen (auch Anzeige, Ad oder Sponsored genannt) eigentlich sehr gut erkennen. Das bedeutet: eine Marke zahlt Blogger XY eine bestimmte Summe um ihr Produkt auf seinen/ihren Kanälen zu platzieren.

Affiliate-Programme

Einfach gesagt sind das internetbasierte Provisionssysteme. Bei Plattformen wie Rewardstyle oder Tracdelight wird man entweder eingeladen oder meldet sich an. Platziert man dann einen Produktlink auf seinem Blog, bekommt man, je nach Funktionsweise des Programms, eine bestimmte Provision sobald die Leser durch diesen Link etwas auf der vorgeschlagenen Seite kauft oder viele Leser durch den Link auf die Seite geleitet werden. Sprich: Ich platziere auf meinem Blog einen Link zu dem Schuh, den ich mir neulich bei Asos gekauft habe und wenn er Euch gefällt und Ihr auf den Link klickt und etwas kauft, bekomme ich eine kleine Provision.

Werbung

Diese Art der Monetarisierung ist ähnlich wie Anzeigen in den traditionellen Printmedien. Der Kunde zahlt dafür, dass seine Werbung als Banner auf der Seite erscheint und die Leser sie sehen und im besten Fall (für den Werbekunden) irgendetwas von der Marke kaufen wollen. Dabei gilt: je großer die Reichweite des Blogs, desto höher die Werbepreise. Ob man das nun schön findet oder nicht, es ist ein sehr gängiges und vor allem leicht erkennbares Werbemittel um mit dem Blog Geld zu verdienen.

Beratung

Gute Blogger sind Experten auf ihrem Gebiet. Und vor allem kennen sie sich in der digitalen Welt aus und kennen ihre Leser durch den regelmäßigen Austausch besser als traditionelle Marken. Deshalb holen sich Unternehmen gerne die Hilfe von Bloggern. Ob nun zur Konzeption einer bestimmten Kampagne oder allgemein um die digitalen Medien und deren Nutzer besser zu verstehen. Dafür wird der Blogger natürlich entlohnt.

Ich habe die komplexe Thematik hier sehr vereinfacht und kompakt beschrieben, aber so bekommt ihr ein besseres Bild davon, wie man als Blogger denn nun eigentlich Geld verdient. Denn die gängige Meinung „Als Blogger bekommt man doch alles umsonst!“ hält sich aus eigener Erfahrung immer noch hartnäckig. Und soll ich euch was verraten? Das stimmt sogar. Presseaussendungen und Samples sind ein wichtiger Teil des Jobs. Denn wie sollten wir Euch sonst alle News vorstellen, die Produkte bereits vor Erscheinen testen, uns eine Meinung darüber bilden und so für Euch aussortieren, was gut ist und was nicht? Aber so schön diese Giftings auch sind – mein Vermieter hat sich bisher noch nicht bereit erklärt in Cremes und Ohrringen bezahlt zu werden. Das heißt um diesen Job hauptberuflich machen zu können, muss der Blog Geld einbringen und das kann er durch die oben aufgelisteten Systeme.

Das heißt um diesen Job hauptberuflich machen zu können, muss der Blog Geld einbringen und das kann er durch die oben aufgelisteten Systeme.

Dabei ist mir wichtig, dass Ihr versteht was hinter so einer Seite abläuft und ich transparent bin in dem bin was ich tue. Denn das Allerwichtigste zum Erfolg oder Misserfolg eines Blogs sind seine Leser. Liest keiner meine Seite, vertraut meinem Urteil nicht oder hat das Gefühl nur Werbung vorgesetzt zu bekommen, bringen mir auch diese ganzen Methoden nichts um Geld zu verdienen. Keine Leser, keine Reichweite, kein Geld. Deshalb muss sich jeder Blogger das Vertrauen seiner Leser verdienen und vor allem – es über lange Zeit halten. Das ist wahrscheinlich die wichtigste und größte Aufgabe, die jetzt vor mir liegt.

Keine Leser, keine Reichweite, kein Geld.

Dabei bin ich aber der festen Überzeugung, dass sich mit dem Blog Geld verdienen und Ehrlichkeit nicht wiedersprechen müssen. Denn: Am Ende entscheidet Ihr. Findet ihr meine Artikel blöd oder meine Umsetzung einer Kooperation mangelhaft, dann muss ich den Laden ganz schnell wieder dicht machen. Deshalb ist es das A und O bei Kooperationen sehr selektiv zu sein. Nur die anzunehmen, mit denen man sich wirklich identifizieren kann und diese dann so aufzubereiten, dass sie euch einen Mehrwert bieten. Eine bezahlte Kooperation heißt ja nicht Lügen. Ich kann sie mir aussuchen, gestalte sie selbst und habe die Zügel bis zum Ende in der Hand. Dazu gehört auch mal „Nein“ zu sagen. Und so habe ich bereits jetzt so manche Kooperation absagen müssen, weil sie einfach nicht zu mir gepasst hat, auch wenn ich das Geld gut hätte gebrauchen können. Damit Ihr also sofort seht, ob ich für einen Artikel bezahlt wurde, steht über jeder bezahlten Kooperation der Button „Sponsored“.

So und nach diesem kurzen (not) Exkurs in die geheimsten Geheimnisse (not) der Bloggerwelt, machen meine aufmunternde Stimme und ich uns an den nächsten Artikel. Denn das ist jetzt mein Job und soll ich euch was sagen – ich könnte nicht glücklicher mit meiner Entscheidung sein.

Denn das ist jetzt mein Job und soll ich euch was sagen – ich könnte nicht glücklicher mit meiner Entscheidung sein.

30 Antworten zu “Hauptberuflich Bloggen: geht das überhaupt?”

  1. liebe karoline, dein instagram ist super inspirierend und toll gemacht, glückwunsch zu der entscheidung das zu tun was du wirklich liebst. du schreibst fantastisch. und deine energie erreicht die menschen.“echtes glück ist was für mutige“ 🙂 in diesem sinne ganz viel glück und spass! bin schon dein fan! liebe grüsse, sabine

    • Liebe Sabine,
      wow, tausend Dank für deine lieben und ermutigenden Worte! Ich bin so happy mit dem Ergebnis und freue mich, dass man es der Seite auch anmerkt. Happy Friday dir <3

  2. Liebe Karoline, ich wünsche dir viel Glück! Das schaffst du schon, weil du du bist! Du bist auf Instagram eine Inspiration und ich freue mich jetzt, deine tollen Texten zu lesen! Viel Erfolg und Spaß wünsche ich dir vom Herzen! Deine Magdalena

  3. Man spürt deine Liebe für Beauty und alle schönen Dinge <3 Ich freue mich sehr für Dich und natürlich auf die kommenden Berichte! Liebe Grüße, Daphne

  4. Liebe Karo,

    Glückwunsch zu diesem mutigen Schritt. Man merkt, wie viel Zeit und Mühe du in den Blog und deine Social-Media-Auftritte steckst!
    Ich erzähle allen immer ganz begeistert, dass eine meiner ehemaligen Mitstudentinnen jetzt Bloggerin ist 😉

    Viel Erfolg weiterhin und liebe Grüße aus deiner Heimat.

    • Liebe Kathrin,

      wie schön mal wieder von dir zu hören 😉 Vielen, vielen Dank für deine lieben Worte! Ja, der Schritt war groß, aber ich kann jetzt schon sagen, dass er sich gelohnt hat.

      Ganz ganz viele Grüße in meine Heimat und happy weekend,
      Karo

  5. Ich find’s super, dass du dich getraut hast, Dich mit dem Blog selbstständig zu machen, wer nicht wagt, der nicht gewinnt;)
    War auf jeden Fall die richtige Entscheidung, man merkt, dass das Bloggen Deine Leidenschaft ist?

    • Schreiben ist meine Leidenschaft. Definitiv 😉 Und beim Bloggen habe ich die meiste Freiheit.. Also die perfekte Lösung für mich! Allerliebst, K.

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