Blogger-Insight: Wie läuft eigentlich eine Kooperation ab?

Unwissenheit führt zu Vorurteilen.

Und genau deshalb ist der Beruf des Bloggers für viele immer noch ein großes Mysterium. „Was machen die eigentlich den ganzen Tag?“, „Womit verdienen die Ihr Geld?“ oder „Ist das ein richtiger Job?“, sind nur einige der Fragen, die den meisten Leuten zum Thema Blogger einfallen. Bereits vor Monaten habe ich hier versucht, ein paar dieser Fragen zu beantworten, aber eine hält sich weiterhin sehr hartnäckig. Nämlich: „Wie läuft eigentlich eine Kooperation ab?“

Inmitten des ganzen Wahnsinns um Werbekennzeichnung, bezahlte oder unbezahlte Beiträge und der leider immer noch viel zu häufig schlecht umgesetzten Kooperationen, ist es mir ein Anliegen, Euch ganz ehrlich und detailliert zu erklären, wie Kooperationen (zumindest bei mir) ablaufen. Zum einen, weil ich mit der Unwissenheit und den daraus resultierenden Vorurteilen ein wenig aufräumen möchte – und zum anderen, weil ich immer noch merke, dass gesponserte oder bezahlte Beiträge anders aufgenommen werden, als unbezahlte. Das Gefühl, dass einem da Schleichwerbung vorgesetzt wird und der Blogger seine Worte nur halb so ehrlich meint, ist einfach immer noch Realität – und auch wenn ich das natürlich verstehen kann (ich bin ja selbst Konsument anderer Blogs), finde ich es für mich auch sehr schade. Schließlich ist meine Glaubwürdigkeit mein höchstes Gut und damit versuche ich stets gewissenhaft umzugehen.

Was kann ich also tun, um ein bisschen mehr Licht ins Dunkle zu bringen? Genau – Euch aufklären. Und das mache ich jetzt…

 

Wieso kooperieren Blogger eigentlich mit Marken?

Vor dem Wie kommt das Wieso. Und das ist ein sehr, sehr Wichtiges. Denn: Wir Blogger stellen, im Gegensatz zu Magazinen oder anderen Medien, unsere Inhalte umsonst zur Verfügung. Das Lesen und Konsumieren kostet Euch rein gar nichts und das ist auch gut so. Möchte man das Bloggen allerdings hauptberuflich betreiben, muss auch jedem klar sein, dass irgendwie Geld in die Haushaltskasse kommen muss.

Und das nicht, um sich die zehnten Triple S leisten zu können, sondern um Miete, Krankenkassenbeiträge und Essen bezahlen zu können.

Wenn wir also keine Bezahlbeiträge schalten wollen, sondern weiterhin für lau unsere Artikel, Meinungen und Bilder zur Verfügung stellen wollen, muss das Geld ja irgendwo anders herkommen. Und da sich Mode- und Beautyblogs wie meiner sowieso inhaltlich viel mit Produkten, Marken oder dem Konsum an sich auseinandersetzen, liegt es nicht fern, seine Artikel in Zusammenarbeit mit Marken zu erstellen, die einen dafür bezahlen.

Schließlich suchen Marken ständig Mittel und Wege, ihre Botschaft an den Konsumenten zu bringen. Auf Bussen, im TV oder eben über sogenannte Blogger-Kooperationen. Das hat für die Marke so einige Vorteile: 1. Sie können ihr Produkt ganz gezielt der Zielgruppe präsentieren, die sie erreichen wollen. 2. Bereitet der jeweilige Blogger den Content (im besten Fall)  inhaltlich und optisch ansprechend auf und für die Brand entfallen horrende Kosten. 3. Die Empfehlung eines echten Menschen ist sehr viel realer und greifbarer, als eine stumpfe Anzeige im Magazin. 4. Das Budget, das für solche Kooperationen aufgebracht werden muss, ist deutlich geringer, als der Preis einer regulären Printanzeige und noch dazu können so sogar mehr Menschen erreicht werden.

Für die Marken ist Blogger- oder Social-Media-Marketing also ein sehr reizvolles Unterfangen.

Aber auch für uns Blogger lohnt sich das Ganze. Nicht nur finanziell (das sollte klar sein), sondern auch inhaltlich. Was gibt es Besseres, als mit Marken zusammenzuarbeiten, hinter denen man auch wirklich steht? Und genau das ist der springende Punkt: Klar gibt es Kooperationen, die unglaubwürdig sind und bei denen die Werbebotschaft eher lieblos serviert wird. Aber wenn Marke, Blogger und Community zusammenpassen, sind Kooperationen eine großartige Option, Erfahrung, Meinung, Tipps und Werbebotschaft zu vereinen. Eben keine stumpfe Anzeige, sondern ein Artikel/Post mit Mehrwert für alle drei beteiligten Parteien. Deswegen bin ich persönlich auch sehr stolz auf meine Kooperationen mit Marken. Weil ich mich freue mit einem Unternehmen zusammenarbeiten zu dürfen, dessen Produkte, Philosophie oder Mehrwert mir gefallen. Da gibt es nichts zu verstecken oder zu verheimlichen. Wenn bei mir irgendwo „Werbung“ steht, dann könnt Ihr Euch sicher sein, dass ich zu 100% dahinter stehe.

 

Die Kontaktaufnahme

Los geht natürlich alles mit der Kontaktaufnahme zwischen Marke und Blogger. Das kann übrigens von beiden Seiten aus entstehen. Ab und zu bin ich auch schon auf Marken zugegangen, weil mir ihr Produkt so dermaßen gut gefallen hat, dass ich mich um eine Zusammenarbeit bemühen wollte – aber meist sind es dann doch die Marken, die auf einen zukommen.

Das kann entweder gleich mit dem Ziel einer Kooperation geschehen, einem ganz konkreten Projekt, das in der Planung ist oder schlichtweg mit einem Austausch in persona oder Mail. Ich stehe tagtäglich mit vielen Marken und Presseagenturen in Kontakt und werde so über Neulancierungen, Kollektionen oder News informiert. Manches davon ist spannend, manches eher weniger, aber so bin ich immer informiert und kann Trends, Themen oder mögliche Artikel früh erkennen und angehen.

Das Beschnuppern/Abwägen

Steht eine Kooperation zur Debatte, müssen sowohl Marke, als auch Blogger sich erstmal beschnuppern oder abwägen, ob das passen könnte. Für mich heißt das: Produkte testen, Konzepte für den Artikel machen und abwägen, ob sich diese Zusammenarbeit für mich und meine Leser lohnen könnte. Ich kann und will schließlich nicht überall meinen Namen draufsetzen und das wiederum heißt, dass ich bei der Auswahl meiner Partner sehr gewissenhaft vorgehe.

Die Grundvorraussetzungen dabei ist natürlich, dass Marke und Produkt zu mir passen – aber manchmal muss ich auch prüfen, ob das Produkt einen ganzen Artikel hergibt. Sprich: Was kann ich dazu sagen? Welche Aspekte interessieren meine Leser und wie möchte ich das umsetzen?

Dazu muss ich sagen, dass ich den Großteil, der Kooperationsangebote, die mich erreichen, absage.

Weil das Produkt nicht zu mir passt, weil es darüber nicht viel darüber zu sagen gibt oder die Konditionen nicht stimmen (dazu mehr gleich). Ich sehe das nämlich so: Wenn ich selbst nicht glaube, dass ich Produkt oder Marke xy glaubhaft und inhaltlich relevant präsentieren kann, wieso solltet Ihr den Artikel dann lesen? Wenn ich also keinen Mehrwert in einer Zusammenarbeit sehe, wird sie nicht gemacht. Auch wenn die finanziellen Rahmenbedingungen stimmen.

 

Das Aushandeln der Konditionen

Ist man sich dann aber einig, dass man zusammenarbeiten möchte, kommt ein Part, der sehr, sehr wichtig ist. Nämlich das Aushandeln der Konditionen. Dabei geht es nicht nur um das Budget, dass mir für diese Kooperation bezahlt wird, sondern auch inhaltliche Rahmenbedingung, die eingehalten werden müssen. Dazu gibt es bei manchen Agenturen und Marken Verträge, die beide Parteien absichern, manchmal wird das aber auch nur mündlich festgelegt. Dabei geht es dann um Daten, Hashtags oder Bedingungen, die der Kunde stellt. Möchte er einen Blogbeitrag oder eine reine Instagram-Kooperation? Was ist ihm bei der Contenproduktion wichtig?

Nachdem ich das alles abgeklopft habe, schaue ich, ob ich selbst mit den Vorgaben arbeiten kann oder ob man das ein oder andere Detail nochmal besprechen muss. Mir ist dieser Part wahnsinnig wichtig, weil ich zum einen meine Kunden zufriedenstellen möchte, aber andererseits auch so viel Freiheit in der Gestaltung des Beitrags bei mir behalten will.

Deshalb kläre ich alle Eventualitäten im Vorfeld gut ab, damit ich und auch der Kunde im Nachhinein keine bösen Überraschungen erleben.

Aber auch die Bezahlung ist ein sehr wichtiger Bestandteil der Verhandlungen. Als Blogger im Anfangsstadium habe ich oft noch das Gefühl, in Vorleistung gehen zu müssen – also mich in irgendeiner Form beweisen zu müssen. Deshalb habe ich in den ersten Monaten von frolleinherr.com auch sehr viele Projekte umsonst umgesetzt. Ich habe dann aber schnell gemerkt, dass man seinen eigenen Wert kennen und auch nennen muss. Das hat nichts damit zu tun, dass ich Geld brauche um im Gegenzug ein Produkt gut finden zu können, sondern damit, dass ich eine Dienstleistung erbringe, die mich Zeit und Gedanken kostet. Und die würde in jedem anderen Job schließlich auch bezahlt werden, oder?

Wenn ich also das Gefühl habe, dass eine Brand mir zwar nichts zahlen will, im Gegenzug aber hohe Erwartungen hat, werde ich immer strenger mit mir selbst und setze mich und meine Belange inzwischen sehr gut durch. Im Großen und Ganzen muss ich aber sagen, dass ich so viele tolle Partner in den letzten Monaten gewinnen konnte, die mich und meine Arbeit schätzen und mit denen die Zusammenarbeit komplett auf Augenhöhe abläuft. Das heißt, dass sie mir kreativen Freiraum lassen, meine Vorschläge ernst nehmen und nicht einfach ein Marketingkonzept auf meinem Kanal durchziehen möchten. Nein, sie wollen, genau wie ich, das beste Outcome in der Kommunikation zwischen Marke und Lesern.

 

Die Contentproduktion

Weiter geht es mit der Produktion des Contents. Dazu gehört die Produktion und Gestaltung der Bilder und das Schreiben des Texts. Bei einer reinen Instagram-Kooperation fällt der natürlich weg, aber ich persönlich mag Kooperationen auf dem Blog sowieso lieber. Wenn es etwas zu sagen gibt, dann reicht es mir nicht, das nur in einem Bild darzustellen, sondern dann möchte ich Euch so umfassend informieren oder inspirieren wie nur möglich.

Oft bekommt der Kunde Bild und/oder Text vor der Veröffentlichung dann nochmal zur Abnahme und kann Änderungswünsche anbringen. Diese müssen dann aber nicht zwangsläufig von mir umgesetzt oder eingefügt werden, diese Freiheit behalte ich mir vor. Trotzdem ist es mir sehr wichtig, einen Kompromiss zu finden. Zwischen den Wünschen und Ansprüchen des Kunden, meinen eigenen und Euren.

 

Die Veröffentlichung

Nachdem der Artikel steht und der Kunde sein Okay gegeben hat, kann der Beitrag veröffentlicht werden. Nachdem das passiert ist, schicke ich der jeweiligen Marke immer den Link zu und gebe ihnen auch Feedback, wie der Artikel bei Euch ankam. Welche Fragen wurden mir gestellt oder welche Reaktionen kamen gehäuft? Das ist nicht nur für mich, sondern natürlich auch für den Kunden spannend. So kann man zukünftige Kooperationen vielleicht noch verbessern und ganz gezielt auf meine Leser eingehen.

Ich habe durch jede einzelne Kooperation in den letzten Monaten so viel über Euch und Eure Interessen lernen können. Das ist für mich wahnsinnig wertvoll!

Die Rechnung

Wenn ich dann meinen Part der Vereinbarung erfüllt habe, stelle ich meine Rechnung mit dem vorher festgesetzten Betrag. Der variiert übrigens nach Aufwand und Reichweite des Bloggers. Erreicht ein Artikel eine Million Menschen, kostet er selbstverständlich mehr, als wenn es nur 100 sind. Die Preise dafür macht übrigens jeder Blogger selbst. Ich habe mir zu Beginn ein paar Richtwerte von befreundeten Bloggern besorgt, aber das handhabt wirklich jeder ganz unterschiedlich. Aber: Wächst die Reichweite, steigen auch die Preise. Das versteht sich ja irgendwie von selbst, oder?

Trotzdem wird in der Branche eher wenig über Geld und Budgets gesprochen. Das ist in Deutschland allgemein eher ein schwieriges Thema und manchen ist das einfach sehr unangenehm (was ich absolut verstehen kann), aber die Zahlen mit den vielen, vielen Nullen, die manchmal in der Presse genannt werden, sind nur einigen sehr wenigen vorbehalten. Das steht definitiv fest.

 

Mehrwert für alle

Damit ist das Geheimnis gelüftet… Gar nicht so mysteriös, oder?

Im Grunde ist eine Kooperation eine Dienstleistung wie jede andere. Es geht um Konzepte, Verträge und Budgets. Das tolle an einer Blogger-Kooperation ist allerdings die individuelle Umsetzung eines jeden Content-Creators (eigentlich mag ich das Wort nicht). Ich betrachte Produkt xy vielleicht ganz anders, als eine Kollegin und kann die Thematik für mich und meine Community individuell aufbereiten.

Wenn Kunde, Karo und Community happy sind, war die Kooperation erfolgreich und ich fühle mich in meiner Entscheidung mit der Marke zusammenzuarbeiten, bestärkt. Wenn etwas mal nicht funktioniert, versuche ich daraus zu lernen und es beim nächsten Mal vielleicht besser zu machen.

Generell ist das Bloggen ein einziger großer Lernprozess. Über das Business, meine Leser und auch mich selbst.

Deshalb freue ich mich auch immer über Euer Feedback. Zu allem, was ich hier so tue. Schließlich mache ich das nicht, um mir die Zeit zu vertreiben, sondern weil ich Leute erreichen und auf vielfältige Weise anregen möchte. Das ist bei meinen Sonntagskolumnen so, aber auch bei Kooperationen. Deshalb danke ich Euch sehr für das Vertrauen, das Ihr mir entgegenbringt und hoffe, dass ich Euch durch diesen Artikel ein bisschen mehr von dem zeigen konnte, was sonst hinter den Kulissen stattfindet.

Koops sind nämlich kein Hexenwerk und auch keine Strategie von Bloggern und Brands, Euch völligen Blödsinn vor die Nase zu setzen. Sie sind eine neue Art und Weise einen Mehrwert zu schaffen. Und das im besten Fall für alle beteiligten Parteien… 

8 Antworten zu “Blogger-Insight: Wie läuft eigentlich eine Kooperation ab?”

  1. Super toller Beitrag, ich bin auch eine von denen die gerne eine Kooperation eingehen würde aber nicht genau weiß, was steckt dahinter und was muss ich als Kunde beachten um keine negativen Erfahrungen zu machen. Der Beitrag hat mir da schon ein wenig die Augen geöffnet ?

  2. Hallo guten Morgen,
    Danke für deinen ausführlichen Beitrag.
    Noch bin ich Mikro Influenzer,
    deshalb sehr unerfahren.
    Habe ein Kooperations Angebot bekommen – der Partner möchte jedoch dass ich die Transportkosten übernehme! Ist das so üblich oder illegal?

    Danke für deine Hilfe!

    Liebe Grüße
    Conny

    • Also illegal gibt es in diesem Fall tatsächlich nicht 🙂 Aber du musst für dich immer überlegen, ob sich ein finanzieller Aufwand für dich rechnet/lohnt und was die Marke im Gegenzug von dir bekommt. Schließlich haben sie dich ja angefragt, also erhoffen sie sich einen finanziellen Vorteil durch deine Leistung – wieso also solltest du dafür bezahlen?
      Liebe Grüße, Karo

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