„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Interiorgestalterin & Deko-Profi Hannah Knoth

Wie wird man eigentlich Interior-Profi?

Dazu kann man natürlich, wie in allen Bereichen, den direkten Weg über Studium oder Ausbildung gehen oder aber man macht ein paar Abstecher. Wie Hannah Knoth, die Gründerin von IPHEPHA, die ich euch heute in meinem Job-Talk vorstellen möchte. Die hat nämlich viel probiert, bevor sie ihr Hobby zum Beruf gemacht hat und ihren Kunden jetzt bei der Suche der perfekten Tapete, Wandfarbe oder Möbeln mit Rat, Tat und ganz viel Leidenschaft zur Seite steht.

Damit aber noch nicht genug! Die 31-jährige Gründerin packt nämlich nicht nur an Baustellen in ganz Deutschland an, sondern verkauft in ihrem Showroom in Weinheim, aber auch via Onlineshop oder Instagram ganz zauberhafte Deko-Pieces, die das Interior-Umstyling auch im Kleinen möglich machen.

Ich bin großer Hannah-Fan – bisher nur via Instagram, aber ich bin mir sicher, dass sich unsere Wege ganz bald kreuzen werden. Aber bis es soweit ist, stelle ich sie euch heute gerne in diesem Rahmen vor!

Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?

Oh, das ist eine gute Frage. Ich bin leider tatsächlich noch nicht auf die perfekte Jobbezeichnung gekommen, die am passendsten beschreibt, was ich alles mache. Von Interiordesignerin über Wandgestalterin habe ich mich letztendlich dazu entschieden Gründerin in meine Signatur zu schreiben. 

Und wie bist du geworden was du jetzt bist?

Eigentlich komme ich aus einem ganz anderen Bereich, aber ich würde sagen, dass es mir durch meinen Papa, der Maler ist und meine Mama, die schon immer eine Dekoqueen war, in die Wiege gelegt wurde.

Nach meiner Hochschulreife habe ich zuerst eine Ausbildung zur Justizfachangestellten abgeschlossen und habe dann Wirtschaftsrecht studiert. Während meines Studiums habe ich begonnen bei einem IT Start-up zu arbeiten und habe dort nach erfolgreichem Abschluss als Assistenz der Geschäftsleitung angefangen. Nach einem Jahr wurde ich dann zur Prokuristin befördert und kümmerte mich überwiegend um die Themen Personal, Organisation und Recht.

Meine Liebe zur Inneneinrichtung und Mode war jedoch schon immer groß und ich habe dies immer als mein Hobby angesehen. Ende 2017 saß ich mit meinem Papa zusammen und ich dachte mir warum das Glück in der Ferne suchen, wenn es einem doch vor den Füßen liegt. Und so habe mich dann dazu entschlossen, mit in die Firma meines Vaters einzusteigen und mich auf das Thema Tapeten, meine ganz große Liebe, zu spezialisieren und diese Liebe zu teilen.

Gesagt getan – Anfang 2018 habe ich gekündigt, meinen Onlineshop IPHEPHA gegründet und bei meinem Papa angefangen im Malerbetrieb mitzuarbeiten. In 2019 haben wir dann den Showroom in der Weinheimer Innenstadt eröffnet.

Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?

Nein, wie ich gerade beschrieben habe, war mein beruflicher Werdegang eigentlich ganz anders ausgelegt. Aber ich bin unendlich froh, zum einen über den Wechsel, denn ich hatte noch nie das Gefühl so sehr ich sein zu können, wie jetzt und es ist wirklich etwas ganz Besonderes seine Leidenschaft zum Beruf machen zu können. Ich bin aber sehr dankbar für all die Erfahrungen, die ich bisher sammeln konnte und durfte, denn diese haben mich letztendlich zu dem gemacht und gebracht wer und was ich heute bin.

Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?

Einen richtig typischen Arbeitstag gibt es bei mir nicht. Jeder Tag ist super individuell, da auch meine Projekte und Aufgaben so individuell sind.

Ich bin eine Frühaufsteherin und beginne den Tag eigentlich immer mit einem Kaffee und dem ersten Instagram-Post. Montags ist in der Regel mein Buchhaltungstag. Und der Rest der Woche ist dann individuell nach meinen Projekten gestaltet. Oft bin ich morgens im Büro, da ich neben der Gründung von IPHEPHA mit in den Malerbetrieb meines Vaters, dem Malerteam Knoth, eingestiegen bin.

Ab mittags bin ich dann im Showroom in Weinheim wo ich neben Tapeten- und Farbberatungen auch Wohnaccessoires und Raumdüfte sowie Duftkerzen verkaufe. Im Showroom finden Kundentermine statt und ich arbeite dort die Projekte aus. Zu den Terminen gehören auch Besichtigungen der Baustellen, so dass ich während meines Arbeitstags auch viel unterwegs bin.

Da die Projekte vom Umfang her total unterschiedlich sind, gibt es Wochen, in denen ich an ganz vielen Projekten gleichzeitig arbeite und dann wieder nur an einem. Manche Kunden möchten z.B. eine Wand neu gestalten und haben sich direkt in unserem Onlineshop oder unserem Instagram Account in ein Wandkleid verliebt und bei manchen gestalten wir nicht nur eine Wand, sondern machen eine Farb- und Tapetenberatung für die ganze Wohnung oder das Haus und ergänzend dazu noch eine Interiorberatung. 

Neben der Ausarbeitung der Projekte pflege ich viel unsere Social-Media-Kanäle sowie den Onlineshop, denn ich möchte meine Liebe zu den Produkten und Projekten mit unseren Followern teilen und ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Und zuletzt gibt es dann noch die Recherchearbeit, damit ich meine Kunden und Follower immer mit den neusten Tapetentrends up-to-date halten kann.

Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?

Die größte Herausforderung ist zugleich auch das, was meinen Beruf so spannend macht: Nämlich den Kunden und deren individuellen Vorstellungen und Wünschen nachzukommen.

Jeder Kunde ist so unterschiedlich und hat seinen eigenen Geschmack. Und meine Aufgabe ist es dann Farben, Wandbeläge oder Möbelstücke zu finden, die genau das treffen, was er sich vorstellt. Das bedeutet auch, eigene Vorlieben und Präferenzen weitestgehend auszublenden und zu versuchen sein Gegenüber kennen und verstehen zu lernen. Das mache ich mit gezielten Fragen und Zeigen von Formen, Farben und Mustern, um ihm dann hoffentlich seinen Wunsch zu erfüllen.

Und ich kann nicht beschreiben, wie schön und erfüllend es ist am Ende eines Projektes in die strahlenden Augen der Kunden zu sehen.

Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?

Ich glaube, dass kaum jemand davon frei ist – auch ich nicht. In einem gesunden Maß glaube ich auch, dass es gut ist selbstkritisch zu sein. Denn nur wer sich reflektiert und hinterfragt, kann Dinge besser machen. Aber man sollte es auf keinen Fall zu weit treiben. Sich nicht selbst fertig machen, dankbar und stolz sein und sich selbst lieben. Und das geht nur, wenn man bei sich bleibt und sich selbst treu ist.

Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?

Ich glaube, dass das wichtigste ein Mix aus Trendgespür, Kombinationstalent, fachlichem Know-How und ganz viel Liebe zur Materie ist. Man muss immer auf dem Laufenden sein und dafür gibt es heute ja viele Möglichkeiten wie Zeitschriften, Social Media Plattformen und Messen. Eine Aus- oder Weiterbildung als Maler- und Lackiererin oder Tapetenfachberaterin ist auf alle Fälle zu empfehlen, denn eine fachlich korrekte Beratung ist die Basis für alles.

Wenn die Basis geschaffen ist, geht nichts über Leidenschaft und Liebe. Denn nur wer wirklich hinter dem steht was er tut kann dies authentisch und überzeugend machen und hat auch kein Problem damit mehr als 8 Stunden am Tag zu arbeiten. Und im Allgemeinen würde ich sagen, dass sie sich ausprobieren, sich kennen lernen und Erfahrungen sammeln sollen.

Denn jede Erfahrung und jeder Mensch, der einem auf seinem Weg begegnet lehrt etwas für die Zukunft.

Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?

Kreativ, flexibel und empathisch!

Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?

Auf meinem bisherigen Lebensweg habe ich wirklich unzählig viele hilfreiche Tipps bekommen, aber woran ich wirklich oft denken muss und auch fest glaube, ist folgender Satz, den mein ehemaliger Chef zu mir sagte: „Sei immer offen und ehrlich zu deinen Kollegen, Kunden und Mitmenschen, denn nur so schafft man eine Verbundenheit und erhält das Vertrauen seines Gegenübers zurück.“

Und Vertrauen und Verbundenheit sind gerade in dieser Branche und diesem Bereich unerlässlich. Denn die Arbeit ist unglaublich intim. Du kommst zu Kunden nach Hause, bist in deren privaten Räumen oder du unterstützt sie bei der Realisierung ihres größten Traums, wie bei der Gestaltung eines neuen Cafés.

Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?

Dann würde ich wohl noch in meinem ehemaligen Job als Wirtschaftsjuristin arbeiten.

Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?

Ich habe gerade vor kurzem zu meiner Mama und meinem Freund gesagt, dass ich mir neue Ziele stecken muss. Durch meine Selbstständigkeit und das Arbeiten mit meinem Papa, habe ich mir meinen größten Wunsch erfüllt und habe mein Hobby zu meinem Beruf gemacht. Manchmal kann ich das selbst alles noch gar nicht glauben.

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