„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Illustratorin Giulia Hartz
Giulia Hartz ist in meinen Augen ein Gesamtkunstwerk. Die Illustratorin und Designerin hat nicht nur eine komplett eigene visuelle Sprache, die ich unter Tausenden wieder erkennen würde, sondern auch noch die nötige Portion Humor, die es braucht, um in der Kreativwelt als Selbstständige zu bestehen. Mit ihren pastellfarbenen Illustrationen, die zeitgeistiger kaum sein könnten, hat sie inzwischen eine beachtliche Fangemeinde in den sozialen Medien um sich geschart und ich, ja ich gehöre definitiv dazu.
Deshalb habe ich sie nicht nur für die Illustration zu meinem Anti-Doppelkinn-Plan angeheuert, sondern selbstverständlich auch gleich zum Job-Talk gebeten. Denn die Italienerin lebt als freiberufliche Illustratorin und Designerin in Berlin im Epizentrum der Kreativwelt, muss tagtäglich Neues erschaffen, um als Selbstständige zu bestehen und meistert nebenher auch noch das Social Media Game mit Bravour. Ganz im Ernst: Ich habe selten so viel Authentizität, Kreativität und schlichtweg Coolness in einer Person vereint gesehen und deshalb lege ich jeder und jedem von euch nicht nur den heutigen Job-Talk ans Herz, sondern ganz dringend auch noch Giulias Instagramaccount. Ihr werdet es nicht bereuen – promise…
Wie genau lautet dein Jobbezeichnung bzw. dein Titel?
Ich bin freiberufliche Illustratorin und strategische Designerin und unterstütze Unternehmen oder Einzelpersonen mit Branding und Illustrationen. Nebenher betreibe ich außerdem meinen eigenen Onlineshop, in dem ich verschiedene Produkte mit meinen Designs verkaufe. On top bin ich auch noch Content Creator – mit einer stetig wachsenden Reichweite auf Instagram und TikTok. Und zu guter Letzt betreibe ich noch eine Patreon Seite, auf der ich Content für meine engsten Supporter kreiere.
Und wie bist du geworden was du jetzt bist?
Geboren und aufgewachsenen bin ich in einem kleinen Dorf an der Küste des Gardasees. Nach der Schule bin ich dann nach Mailand gezogen, um Produktdesign an der Politecnico di Milano zu studieren. 2016 habe ich das schöne Italien dann verlassen und bin für meinen Master in Strategic Design nach Berlin gezogen. In dieser Zeit habe ich die Illustration und das visuelle Denken für mich entdeckt und darin meine große Liebe gefunden. Nach diversen Praktika und Erfahrungen bei Agenturen als Designerin, habe ich mich im September 2020 für die Selbstständigkeit entschieden.
Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?
Ganz und gar nicht! Das Illustrieren habe ich lediglich aus persönlicher Leidenschaft und meinem Bedürfnis, meine Gedanken zu Papier zu bringen, angefangen. Während ich dann noch in meinem 9-5 Job arbeitete, bekam ich meine ersten Aufträge für Illustrationsjobs und dachte mir: „Wie wäre es wohl, wenn ich das hauptberuflich machen würde?“ Tja – und hier bin ich nun!
Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?
Obwohl die Freiberuflichkeit komplett unberechenbar ist, versuche ich meine Tage so gut es geht zu strukturieren. Aufstehen, frühstücken und um 9:30 sitze ich dann am Computer. Außerdem gibt es morgens immer einen Call mit einer Kollegin, die ebenfalls freiberuflich ist, in dem wir uns gegenseitig die jeweiligen Themen des Tages vorstellen. Das gibt unseren beiden Tagen mehr Struktur und wir fühlen uns dann weniger „alleine“ in unserer Selbstständigkeit.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Ich glaube die Selbstständigkeit an sich ist schon die größte Herausforderung. Man ist komplett alleine damit und das bedeutet, dass das Aufschieben von Aufgaben es zu einem späteren Zeitpunkt nur schwieriger macht. Dabei muss ich immer an dieses Meme denken, bei dem dieser Typ in einem Skelettkostüm tanzt und gleichzeitig der Kreative, das Marketing, der Agent, der Sekretär und der Chef ist. Du musst einfach immer alles im Blick haben – wirklich immer!
Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?
Gar nicht! Ich mach einfach und versuche mein Bestes. Wenn es dann nicht klappt, weiß ich zumindest, dass ich alles gegeben habe.
Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen
beruflichen Weg einschlagen möchten?
An alle jungen Mädchen oder jeden, der Teil einer Minderheit ist: Es wird immer schwieriger und härter für uns sein und sie werden versuchen uns gegeneinander aufzuhetzen. Deshalb: Schaut euch um, vernetzt euch, sucht Gleichgesinnte, die genau das selbe durchmachen wie ihr. Ihr werdet überrascht sein, wieviel Stärke euch das geben wird!
Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?
Da habe ich zwar keine allgemeingültig Antwort, aber drei Eigenschaften, die ich persönlich für sehr wichtig in meinem Jobfeld empfinde, sind: Herausforderungen annehmen zu können, proaktiv zu sein und organisiert zu sein!
Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?
Aus dem Buch Illustrators Survival Guide: „Do not focus on a “style”, focus on developing you visual language meaning that set of elements, topics and imagery that makes your work, yours. It will allow you to be flexible tackling different challenges while remaining consistent!“
Von meiner Mutter: „Akzeptiere, dass es Dinge gibt, die du nicht gut kannst – und bezahle einen Steuerberater, der sich darum kümmert!“
Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?
Darüber habe ich ehrlich gesagt nie nachgedacht, weil ich immer schon kreativ war und dem einfach gefolgt bin. Meine TikTok obsession lässt mich derzeit allerdings glauben, dass ich eine Konditorin hätte werden sollen, die Kekse mit Gesichtern backen kann.
Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?
Das ist eigentlich ganz einfach: Weiterhin einen guten Job machen und persönlich und beruflich weiter wachsen – hoffentlich mit netten Menschen um mich herum. Für mehr spoiler folgt mir doch gern auf Instagram 🙂