Auf Kunstexkursion nach Memphis: Wer kommt mit?
Heute nehme ich euch mit auf eine kleine Exkursion. Statt reiner Shopping-Inspo gibt es zur Abwechslung nämlich ein bisschen Designgeschichte.
Denn, interiortechnisch zeichnet sich schon seit einer ganzen Weile ein Trend ab: Weg vom Scandi Minimalismus und hin zum Maximalismus – ganz nach dem Motto mehr ist mehr! Designer und Shops wie Gustaf Westman, Ikonkbh, Areaware, Cool Machine Store, Abigail Bell Vintage oder Swedish Ninja sind derzeit in aller Munde und weiten ihre Fangemeinde via Instagram tagtäglich aus. So unterschiedlich alle diese Brands aber auch sein mögen, haben sie doch eines gemein: Sie stehen in der Tradition des Designkollektivs Memphis, das in den 80er Jahren für Furore in Kunstkreisen sorgte.
Memphis Milano: Ein kleiner Ausflug in die 80er Jahre
Im Mailand der 80er Jahre versammelten sich Künstler und Designer um Ettore Sottsass (der übrigens für den meist gesuchten Spiegel auf Instagram verantwortlich ist), einen italienischen Designer und Architekten, mit dem Vorhaben die herrschenden Regeln des Funktionalismus zu brechen. Bei diesem Treffen lief Bob Dylans Platte „Stuck inside of Mobile with The Memphis Blues again“, was zum Namen des Künstlerkollektivs und der gleichnamigen Firma führte. Statt klarer Linienführung und dezenten Farben, ging es bei Memphis um ausgefallene Formen, Ornamente, verrückte Farbkombinationen und heterogene Formsprache. Typisch für das Memphis Design sind geometrische Formen wie Quadrate, Kegel oder Dreiecke, Zickzack Muster und starke Farbkontraste. Dabei bediente sich die Gruppe an vorangegangenen Designepochen, besonders an der Plastikästhetik der 50er und 60er.
Egal wie unvereinbar die Elemente schienen, bei Memphis wurden sie so wild kombiniert, wie nur irgend möglich, wodurch eine fast kindische, extrovertierte Ästhetik entstand. Die galt damals aber nicht bei allen als erstrebenswert – für viele gilt die Designära, die knapp 9 Jahre anhielt, für den Inbegriff des schlechten Geschmacks. Und trotzdem hat sie überlebt. Marke und Produkte von Memphis Milano gibt es bis heute und jetzt inspiriert das Designkollektiv eine ganz neue Generation von Künstlern.
Das neue Memphis
Die Memphis-Anleihen, derer sich derzeit in Interior und Design bedient wird, sind nicht unbedingt auf den ersten Blick ersichtlich, aber trotzdem zu erkennen. Gustaf Westman zum Beispiel, der mit seinen chunky Pastelmöbeln gerade zum Shootingstar der Insta-Designszene aufsteigt, bezeichnet sein Design selbst als Nachfolger der Memphis-Ästhetik. Auch wenn seine Stücke farblich eher soft statt kunterbunt daherkommen, sind sowohl Formsprache, als auch die kindliche, extrovertierte Ästhetik klar von Memphis inspiriert.
Aber auch die Fliesentische und -konsolen der dänischen Brand Ikonkbh lassen den Memphis-Einfluss erkennen: Geometrische Formen, klare Farben und der gewisse 80er Touch sind ein Kernelement der Brand.
Generell gilt: Die neue Ästhetik des Maximalismus bedient sich nur gewisser Elemente der Memphis-Ära. Die Bunten Farben, die lackierten Oberflächen, mutige Musterkombinationen – all das hat das italienische Designkollektiv hinterlassen.
Für viele ist dieser Maximalismus sicherlich zu viel des Guten. Ja, selbst mir wird es im wahrsten Sinne des Wortes ab uns an „zu bunt“. Was ich persönlich allerdings an dieser Designästhetik sehr schätze, ist die Freude, die Leichtigkeit, die Offenheit mit der hier kombiniert, gemixt, ausprobiert wird. Wie schon in den 80ern, beim Leitgedanken von Memphis, geht es nicht um Funktionalität. Es geht um ästhetische Stimulation, um das Experimentieren und manchmal auch ums Schockieren. Das schätze ich in Sachen Mode, aber eben auch im Interior.
So gern ich manchmal auch ein wenig mehr Minimalistin wäre, irgendwann die perfekte Kombination von Farben oder Formen finden würde, so sehr muss ich immer wieder einsehen, dass ich genau das eigentlich gar nicht suche. Ich will keinen Stillstand, ich will immer wieder Neues sehen, entdecken, mich ausprobieren und manchmal auch daneben liegen. Ja, denn genauso wie Memphis damals von der etablierten Kunstszene als Inbegriff des schlechten Geschmacks betrachtet wurde, ist die Gefahr beim Maximalismus auch heute noch groß, kolossal daneben zu liegen. Für alle, die genau das scheuen, ist dieses Design ganz sicher nicht gemacht. Für alle anderen aber, die die gerne experimentieren, Mut zur Farbe besitzen und Spaß an neuen Formen haben, kann ich den kleinen Exkurs in die 80er nur empfehlen.
Wenn ihr jetzt neugierig geworden seid und vielleicht auch eurer Wohnung hier und da ein bisschen Memphis verleihen wollt, dann kommen hier noch ein paar Shopping-Tipps…
Memphis: Shop the Trend
Spiegel „Ultrafragola“ von Ettore Sottsass für POLTRONOVA, um 8000 €
Teppich von POPPY KALAS x LAYERED, ab 1140 €
Tischleuchte von SLIDE STUDIO, um 117 €
Deko-Objekte von TETRI OBJECTS, um 42 € (3 Stück)
Deckenleuchte von SCHNEID STUDIO, um 240 €
Trittleiter von KARTELL, um 240 €
Kerzenhalter von UAU, 43 € (Farben sind selbst wählbar)
Tischleuchte von MEMPHIS MILANO, im 1390 €
Mini-Tablett von NATA CONCEPT STORE, um 25 €
Bilderrahmen von &KLEVERING, um 35 €
Glaskunst von HELLE MARDAHL, um 394 €
Vase von MEMPHIS MILANO, um 570 €
Kerzenhalter von JOTEX, um 20 €
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