„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Architektin Andreea Cebuc
Lang hat mich der Wunsch nach einer neuen Rubrik auf Frollein Herr schon umgetrieben – und jetzt ist sie endlich da! Mit „Und was machst du so?“ möchte ich Euch die unterschiedlichsten Berufe, Karriereoptionen und die Menschen dahinter vorstellen. Das kann mal sehr nah an meinen Kernthemen Mode, Beauty und Interior liegen – und mal vielleicht auch etwas weiter weg sein. Die Welt ist so groß und die Zeiten in denen wir vom Berufseinstieg bis zur Rente in ein und derselben Firma bleiben, sind definitiv vorbei. Wieso also nicht rechts und links schauen, sich inspirieren lassen, lernen und erfahren, wie andere ihren Karriereweg gehen?
Deshalb hoffe ich, dass Euch die neue Rubrik und Themenwelt Beruf genauso interessiert und kitzelt wie mich!
Den Anfang macht heute die liebe Deea, die Ihr vielleicht schon aus meinen Routine Questions kennt. Aber Deea führt nicht nur einen sehr erfolgreichen Blog mit ihrer Kollegin Laura, sondern arbeitet zudem als Architektin und ist Gründerin des Design-Studios C’est Design, das sich speziell mit Shop-Konzepten und Events befasst. Wie Deea das geworden ist, was sie heute ist, welche Learnings sie dabei gemacht hat und wie der Alltag einer Architektin aussieht, erfahrt Ihr hier…
Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?
Ich bin Architektin – Dipl. Ing. & Bloggerin!
Und wie bist du geworden was du jetzt bist?
Ich habe mich in meiner Jugend schon für Architektur und Grafik interessiert und habe deshalb die HTL für Hoch- und Tiefbau besucht. Zum Studieren bin ich dann nach Wien gezogen und habe das Architekturstudium mit Vertiefung Gebäudelehre an der Technischen Universität Wien absolviert. Ich hatte 2 Teilzeitjobs in Architekturbüros während des Studiums, was nicht ganz so einfach zu timen war (Teilzeit in einem Architekturbüro zu arbeiten war nicht ganz so einfach). Also bin ich zwischendurch auch mal auf Promotionjobs und Verkaufsjobs umgestiegen, wo ich wirklich fixe Stunden hatte. Diese Jobs haben mich sehr stark geprägt. Ich hänge seitdem jedes einzelne Teil, was ich in einer Umkleide anprobiere wieder schön auf, weil ich nun den Aufwand dahinter kenne.
Nach diesen kleinen Nebenjobs, habe ich an der Uni eine Tutorenstelle angenommen und war bis zu meinem Abschluss als Studienassistenz an der Abteilung für Gebäudelehre aktiv. Das hat mir sehr dabei geholfen, mein Studium in Mindestzeit zu absolvieren.
Nach der Universität habe ich mich in Kopenhagen (meine absolute Lieblingsstadt) bei 3XN beworben und hatte schon ein Angebot vorliegen. Aber das Schicksal hat entschieden und ich habe ein tolles Angebot bei Caramel Architekten in Wien angenommen. Nach 1.5 Jahren bei Caramel Architekten habe ich langsam angefangen kleine Projekte nebenbei zu machen. Vor 3 Jahren habe ich dann C’est Design gegründet, mit dem ich mich auf Shop-Design, Schaufenster-Design, Event-Architektur und Instagrammable-Design spezialisiert habe.
Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?
Jein – ich wusste ich will etwas mit Architektur machen, aber definitiv keinen klassischen Wohnbau. Ich habe lange gebraucht um diese Nische für mich zu entdecken. Es war ein jahrelanger Prozess, der während des Studiums angefangen hat. Dem Bloggen verdanke ich auch einige Inspirationen und Wegweiser, die mich mit der Architektur an diesem Punkt gebracht hat.
Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?
Mein Arbeitstag sieht jeden Tag anders aus. Er ist total abwechslungsreich, was seine Vor- und Nachteile hat. Vorteil: Meinem Team und mir wird nie langweilig. Nachteil: Ich muss oft flexible bleiben und mehr Projekte gleichzeitig bearbeiten.
Mein Wecker läutet um 06:30, es wird maximal einmal gesnoozed und mein Freund bringt uns dann Kaffee ans Bett (wir wechseln uns normalerweise ab, aber ich muss zugeben er ist da einfach ein Gentleman und kümmert sich öfters darum als ich). Bis 07:00 wird dann im Bett noch Kaffee getrunken, News gelesen (Zeitung & Co.) und ich gehe kurz den Tag mit Terminen und Deadlines durch.
Diese 30 min im Bett mit Kaffee sind mir sehr heilig, das hat was Meditatives für mich.
Wenn ich an dem Tag zum Sport gehe, dann verlasse ich die Wohnung um 07:40 ohne Frühstück. Gefrühstückt wird dann später im Büro, während ich die E-Mails checke. Steht an dem Tag kein Sport an, dann wird geduscht, gefrühstückt die wichtigsten E-Mails von daheim aus beantwortet. Gegen 09:00 verlasse ich dann die Wohnung und radle ins Büro.
Ich führe neben dem Architektur Studio auch einen Blog und deshalb wird die Woche meistens in Blog-Tage und Architektur-Tage geteilt (leider ist das nicht immer möglich, diese Sachen total zu trennen).
An den Architekturtagen bearbeite ich jeden Tag meistens 2 Projekte gleichzeitig. Eines am Vormittag, eines am Nachmittag. Außer das Projekt ist schon in der Umsetzungsphase, dann verbringe ich oft die Tage auf der Baustelle, wenn die Dienstleister vor Ort sind. Da sitze ich meistens mit dem Laptop in einer Ecke und schau ihnen hin und wieder über die Schulter, während ich vor Ort arbeite. Ich bin einfach entspannter, wenn ich alles im Blick habe. Da ich Leute im Team habe, die nicht durchgehend im Büro sind, muss ich Korrekturen und Absprachen über Calls führen. Das passiert oft nach dem Mittagessen. Das richtige Entwerfen und kreative Designs passieren bei mir nach 18:00, davor bin ich mit Emails, Calls & Co. zu sehr abgelenkt und kann mich nicht darin vertiefen. Es gibt auch Wochen, in denen ich am Wochenende ins Büro fahre um die Konzepte zu designen, weil ich da die wenigste Ablenkung habe.
Einmal in der Woche unterrichte ich auch Architektur Entwerfen an der Technischen Universität Wien als externe Lektorin. Die Studenten sind ein toller Ausgleich zu meinen Klienten. Abends stehen dann entweder Events an (die werden derzeit immer weniger, weil es die Zeit leider nicht zu lässt) wo noch genetworked wird, oder Abendessen mit dem Freund. Um 22:00 wird das Handy und der Laptop weggelegt.
Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?
Die Wünsche meiner Klienten mit meinem Design / Stil zu vereinen, sodass beide Seiten mit dem Output mehr als glücklich sind und sich als Frau immer noch auf der Baustelle beweisen zu müssen.
Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?
Meinen größten Selbstzweifel hatte ich kurz nachdem ich mein Diplom gemacht habe. Weil ich einfach nicht wusste was genau und wo genau ich starten sollte. Danach war das nie wieder ein großes Thema. Jedes Mal wenn ich nur einen kleinen Hauch von Selbstzweifel habe, versuche ich mir in Erinnerung zu rufen, was für tolle Projekte und Teammitglieder ich habe und was wir / ich schon alles umgesetzt haben.
Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?
Sich nie einschüchtern und ausnutzen zu lassen. Die Architekturbranche ist nach wie vor immer noch sehr undankbar, wenn es um Neueinstellung geht. Viel Erfahrung außerhalb der Uni sammeln und die Augen offenhalten für Kontakte. Ein gutes Netzwerk ist immer noch das Essentiellste!
Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?
Kreativität, Selbstbewusstsein und die Leidenschaft für Design!
Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?
Zum einen, ins Ausland zu gehen! Meine Eltern konnten es sich zu meiner Studienzeit leider nicht leisten, aber bei all meinen Kollegen und Freunden sehe ich wie sehr es sie positiv geprägt hat und es ihnen karrieretechnisch den Weg geebnet hat. Und zum anderen definitiv das Netzwerken.
Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?
Ich wäre in einem Architekturbüro in Kopenhagen und nicht selbstständig.
Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?
Die meisten meiner Wünsche werden sich mit dem ein und anderen Projekt nächstes Jahr erfüllen (ich darf nur leider noch nichts verraten). Für die Zukunft wünsche ich mir, ein immer weiterwachsendes Team mit dem ich gemeinsam größere Projekte angehen kann.
[…] meine neue Rubrik Und was machst du so mit Architektin Deea so wunderbar gestartet ist und auch bei Euch sagenhaft gut ankam, geht es heute direkt weiter. Und […]