„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit takle Gründerin Livia Dolle

Die Frau, die ich euch in meinem heutigen Job-Talk vorstellen will, ist Zweifach-Mama, frisch gebackene Gründerin und widmet sich mit ihrem Start-up einem Problem, das nicht nur meinen Arbeitsalltag unmittelbar betrifft. Livia Dolle geht gerade mit takle an den Start, einer Plattform, die Bewertungen von Influencer-Marken-Kooperationen sammelt und kostenlos zur Verfügung stellt. Das klingt zwar erstmal simpel, ist im deutschsprachigen Raum aber tatsächlich ein Novum. Denn: Wir Influencer/Creator agieren größtenteils komplett losgelöst von KollegInnen und haben keinerlei Outlet für Erfahrungswerte, Kritik oder Tipps.

Das will takle ändern und damit nicht nur der Influencer-Seite helfen sich auf dem breiten und größtenteils unbekannten Feld des Influencer-Marketings besser zurecht zu finden, sondern auch Marken dabei unterstützen, die für ihr Produkt richtigen Partner zu finden. Ich muss ja gestehen, dass ich selbst immer mit dem Gedanken gespielt habe, sowas mal anzugehen, weil mich dieses Tappen im Dunkeln und die oft recht einseitig beleuchteten Influencer-Koops wirklich zur Weißglut treiben. Aber: Ich hatte nicht die Eier in der Hose und nicht den nötigen drive, dieses riesige und komplexe Feld anzugehen. Livia aber schon! Und deshalb freue ich mich nicht nur, bald selbst auf takle aktiv zu werden, sondern ganz besonders auf Livias Antworten auf meine Karrierefragen.

Sie beweist nämlich bravourös, dass es es nicht immer den aalglatten, perfekten Lebenslauf braucht, um wirklich etwas auf die Beine zu stellen und dass das Leben manchmal einfach passiert – und dass genau das richtig so ist! Hallo Livia und hallo takle

Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?

Ich bin die Gründerin von takle – einer Plattform, die Bewertungen über Influencer-Kooperationen sammelt und kostenlos zur Verfügung stellt.

Und wie bist du geworden was du jetzt bist?

Ich habe mein Abi im Sauerland gemacht bin dann zum Studieren in die Schweiz, nach Deutschland, Frankreich und Südkorea gegangen. Dort habe ich International Business Management trinational studiert und im dualen System bei einem Automobilzulieferer gearbeitet. Gegen Ende des Studiums war mir aber schon irgendwie klar, dass 9 to 5 nicht so recht mein Ding ist und ich habe auch noch nicht wirklich etwas gefunden, für das ich gerne lange gearbeitet hätte. Also bin ich in München kellnern gegangen und habe mich in der Unternehmensberatung beworben – als Vorsorge sozusagen. Accenture klang dann doch irgendwie ganz cool und nach wenig Trinkggeld und genug durchzechten Nächten war ich dann bereit für das seriöse Beraterleben – dachte ich zumindest. Angefangen, weitergefeiert, meinen Freund kennengelernt und uuups – schwanger. 

Dann war ich plötzlich in viel ernsteren Gefilden und dabei wollte ich doch gerade mit der Karriere richtig durchstarten. Instagram war da seit dem Abi mein safe space und als mein Kind ein Jahr wurde, habe ich einer alten Bekanntschaft bei ihrem Geschäft geholfen – eine Creatorin gemanaged. Mein Ziel war es, Accenture zu zeigen, dass ich nicht nur Mutter sein kann (bitte nicht fragen ich dachte ich müsste da was beweisen – ich war jung und naja plötzlich Mutter :D). Aus dem Creator Geschäft wurde eine Agentur und zu Instagram launchte dann TikTok und der Agentur ging es super. 

Allerdings war ich durch Studium, Arbeit und Beratung andere Kommunikation gewöhnt und was mich am Anfang wunderte, machte mich irgendwann wütend und gegen Ende hatte ich das Wissen, das andere Creator brauchen, aber unfairerweise nicht rankommen: Wer ist ein guter Kooperationspartner und wer eher schwieriger. 

Also bin ich dann bei der zweiten Tochter nach 6 Wochen aus dem Wochenbett gehüpft und hab mich dran gesetzt das Problem zu lösen. Die wird jetzt ein Jahr und takle ist mittlerweile mein Beruf. Am Anfang wollte ich nicht zu einem Start-up und Kinder auch eher nicht. Jetzt hab ich takle und zwei davon – aber es könnte besser nicht sein.

Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?

Nein – ich wusste nur, ich will einen Job finden, wo ich mich nicht jeden Morgen langweile, wenn ich aufwache. Das hat besser geklappt als gedacht!

Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?

Um 9 Uhr fahren wir meistens mit der Weihnachtsbäckerei zur Bäckerei ein Brötchen holen (egal welche Jahreszeit – meine Tochter will immer die Weihnachtsbäckerei von Rolf Zukowski hören). Dann bringe ich sie in die Kita und starte dann von 9.30 bis 14 Uhr mit Anrufen: Interviews, Interviews, Interviews. Die letzten Monate dreht sich alles darum diesen einen simplen Hebel: Bewertungen – zu verbessern, sodass möglichst viele gesammelt werden können (erst dann werden Marken in den Dialog eintreten). 

Um 14 Uhr hole ich meine Tochter ab und fahre nach Hause und dann arbeitet mein Freund von 3 bis 6. Die Zeit jeden Tag mit den Kids zu haben ist mir super wichtig und ich musste mir selber erst beibringen dann auch keine Termine anzunehmen. Von 18 bis 20 Uhr Abendessen, Küchenchaos – manchmal ein Bad und gaaaaanz viel Lesen. 

Ab 20 Uhr fahre ich entweder ins Büro oder arbeite am Küchentisch an Backoffice, technischer Entwicklung – eigentlich an allem. Da ich alleine gründe mache ich jedes einzelne Dingen, was aber auch gerade gut ist um genau zu verstehen, wie takle am besten helfen kann.

Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?

Fokussiert auf die Probleme des Creator Daseins zu bleiben und sich nicht von “magischen Tricks” beeidrucken lassen. An seine Idee zu glauben, auch wenn man jeden Mini-Schritt machen muss. Und: Der Techwelt zeigen, dass man auch als non-tech nicht die dunkelste Kerze auf der Torte ist.

Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?

Gründen ist extrem viel Druck, da muss man auch mal drüber lachen können und versuchen Abstand zu wahren, auch wenn man mit so viel Leidenschaft dabei ist. Das klappt bei mir beim Duplo spielen ganz gut – gründen mit Kids hat da wirklich einen Vorteil.

Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?

Tech hat eine schöne Seite! Es gibt unfassbar viele Ressourcen und egal wie viele dir den Weg schwer machen wollen, am Ende zählt nur der Mehrwert für die Nutzer deines Produktes und keine andere Meinung.

Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?

  1. Relativieren: Das Leben ist nicht unbedingt lang, aber es wäre auch langweilig, wenn man es nicht probiert. Es erinnert sich doch niemand mehr dran, wenn ich takle versemmel. Das hilft mir.
  2. Believer Liste: Manchmal habe ich hype-days, da kann ich den ganzen Tag erzählen warum takle toll ist, aber an anderen fällt mir kein Grund ein. Dafür habe ich eine Notiz in meinem Handy, die hilft mir über die Tage hinweg. 
  3. Grenzen setzen: Super schwieriges Thema, wo ich selbst noch am Anfang stehe. Aber wenn ich merke, ich hätte welche setzen sollen, dann schreibe ich es auf und überlege mir warum. Das hilft mir ähnliche Situationen besser zu erleben und gibt mir das Gefühl nicht machtlos zu sein oder klein.

Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?

Priorisierung! Alles andere kommt nicht durch und das zu lernen und auch komplett zu verstehen, war mind-blowing. „Was – ich muss gar nicht alles beantworten und machen und tun?” – ein richtiger game changer.

Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?

Oh schwierig! Für mich war das Gründen so eine persönliche Reise, dass ich nicht mal wüsste, wie die Livi wäre, die zwei Kleinkinder hat. Ob ich Beraterin wäre oder nur Mutter. I don’t know ! 

Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?

Dass takle es schafft Kooperationsbewertungen zu sammeln und ein aktiver Feedbackstrom entsteht und somit ein Fundament für Monetarisierung auf Augenhöhe. Und: Dass ich niemanden gehen lassen muss und tolle Teammates finde. 

2 Antworten zu “„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit takle Gründerin Livia Dolle”

  1. Bin sehr beeindruckt. Macht mir Mut es vielleicht mit dem Gründen auch selbst mal anzugehen. Tolles Vorbild
    Und auch Karo an dich großes Lob. Mein absoluter Lieblingsblog

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