Wer, wie, was und vor allem ab wann? Die Anti-Aging-Basics

Anti-Aging-Basics

Anti-Aging, Pro-Aging, Youth-Maintenance – wie auch immer man das Ganze nennen will, Fakt ist doch, dass wir alle nichts dagegen einzuwenden hätten, wenn unsere Haut möglichst lange glatt und straff bleibt. Wie gut, dass es da so einige Produkte gibt, die genau das versprechen.

Aber ab wann muss ich damit eigentlich starten? Welche Wirkstoffe können wirklich was? Und kann ich dabei eigentlich irgendwelche Fehler machen?

Fragen über Fragen, Mythen und auch Vorurteile umgeben das allgegenwärtige Thema Anti-Aging – und genau deshalb habe ich versucht die richtigen Fragen zu stellen, um möglichst präzise Antworten zu erhalten. Die Dermatologin Livia Zanardo, die Ihr sicher schon aus dem ein oder anderen Skincare-Artikel kennt, hat sich auch dieses Mal wieder große Mühe gegeben, das ein oder andere Fragezeichen in meinem Kopf in ein Ausrufezeichen zu verwandeln…

Anti-Aging: Das sagt die Expertin

Frollein Herr: Das Thema Anti-Aging treibt uns alle um. Aber was genau können wir mit Hautpflege eigentlich wirklich erreichen?

L. Z: „Mit einer konsequenten und guten Hautpflege kann man eine ganze Menge erreichen – nur sprechen wir hier über Jahre und Jahrzehnte. Inzwischen gibt es eine Reihe von Studien, die zeigen konnten, dass bestimmte Inhaltsstoffe dauerhafte Effekte auf die Hautalterung haben.“

F. H.: Früher gab es bei Skincare-Produkten Kategorien wie „für reife Haut“ „für Anti-Aging-Einsteiger“ – heute hingegen spricht man weniger vom Alter, als vom Hautzustand. Aber ab wann sollte man denn nun zu Anti-Aging-Produkten greifen?

DL. Z: „Die Hautalterung beginnt schon sehr früh – meist kann man ab 25 schon die ersten leichten Zeichen der Alterung sehen. Man sollte somit auch möglichst bald mit der Anti-Aging Behandlung beginnen. In jungen Jahren liegt der Fokus aber meist auf der Vorbeugung. Das bedeutet vor allem die konsequente Verwendung von Lichtschutz. Zusätzlich gibt es Studien die zeigen konnten, dass Antioxidantien beginnende Sonnenschäden noch bis zu 12 Stunden nach dem Sonnenbaden deutlich abmildern oder sogar ganz reparieren können.“

F. H.: Kann man dabei auch etwas falsch machen? Was ist, wenn ich die Anti-Aging-Produkte zu früh verwende?

L. Z: „Man sollte darauf achten, dass die Cremegrundlage alters- und hauttypentsprechend ist. Da kann man am meisten falsch machen. Da im Allgemeinen eher ältere Frauen zu Anti-Aging Präparaten greifen haben diese eine reichhaltigere Cremegrundlage. Das ist für eine jüngere Haut viel zu fett. Problematisch ist also weniger der Wirkstoff als der Rest drum herum. Mit den tatsächlichen Anti-Aging Wirkstoffen kann man nicht früh genug beginnen.“

F. H.: Welche Wirkstoffe sind denn typischerweise in Anti-Aging-Produkten zu finden?

L. Z: „Man muss hier Wirkstoffe unterscheiden, die tatsächlich die Alterung beeinflussen und Wirkstoffe, die nur Altersdefizite ausgleichen. Zu ersteren Gruppe gehören alle Antioxidantien (z.B. Vitamin C/E, Grüntee etc), Retinol, Q 10 etc. In die 2. Gruppe gehören beispielsweise Hyaluronsäure und Lipide (Ceramide etc.). Die 2. Gruppe wäre für jüngere Frauen noch nicht geeignet, da in der Hautstruktur noch keine offensichtlichen Defizite zu finden sind.“

F. H.: Ach wirklich? Bisher war ich immer der Meinung, dass Hyaluron der perfekte Einstieg ins Ani-Aging sei.

L. Z: „Wenn jemand in jungen Jahren sehr trockene Haut hat, dann kann die Kombination mit Hyaluronsäure sinnvoll sein, ansonsten sollte noch genügend eigenes Hyaluron im Gewebe vorhanden sein um das Wasser in der Haut zu binden. Deshalb ist junge Haut auch so schön „prall“. Hyaluron ist ein Füllstoff, nicht unbedingt ein Anti-Aging Wirkstoff. Anti-Aging bedeutet für mich den Alterserscheinungen vorzubeugen oder sie rückgängig zu machen. Hyaluronsäure kaschiert die Folgen des Alterns im Prinzip nur. Das ist in etwa so als würde ich mir eine Perücke aufsetzen um Haarausfall vorzubeugen. Der Nachteil von Hyaluron ist, dass es die obere Hautschicht aufquellen lässt und die Poren verschließt. Dadurch entsteht unreine Haut. Der falsche Gebrauch von Pflege, insbesondere Hyaluronsäure ist in meiner Praxis neben der genetischen Ursache der häufigste Grund von unreiner Haut bei jungen Frauen.“

F. H.: Stimmt es, dass manche Hauttypen schneller altern als andere? Und wenn ja wieso?

L. Z: „Trockene und empfindliche Haut kann schneller altern, da meist eine Störung der schützenden Lipidschicht/Zellschicht, der sogenannten Hautbarriere vorliegt. So können Schadstoffe aus der Umwelt vermehrt in die Haut eindringen und chronische Entzündungen verursachen, die dann wieder zu einer schnelleren Alterung führen. Ähnliches gilt auch für helle Hauttypen die ungeschützt der UV Strahlung ausgeliefert sind.“

F. H.: Woran erkenne ich, dass meine Haut anfängt zu altern?

L. Z: „Wenn sich langsam Linien und Fältchen bilden, manche Gesichtspartien einsinken und die Haut empfindlicher auch zum Beispiel gegen UV-Licht wird, dann ist es so weit.“

F. H.: Zählen Lach- und Mimikfältchen schon zur Hautalterung?

L. Z: „Ja natürlich! Solange die Hautschichten fest und stabil sind zeichnen sich Lach- und Mimikfalten nicht ab (siehe Kinder). Lässt aber die Struktur nach und die Hautschichten werden langsam dünner, dann können sich Mimikfalten eingraben.“

F. H.: Aber was, wenn ich nicht nur erste Fältchen, sondern auch immer noch Pickel und Unreinheiten habe? Muss ich mich dann entscheiden gegen was ich vorgehe?

L. Z: „Nein, man kann beides haben. Es gibt Präparate die beides behandeln, wie z.B. das „Blemish & Age Serum“ von Skin Ceuticals. Grundsätzlich sollte man dann eher zu Seren greifen als zu reichhaltigen Cremes.“

F. H.: Welche Rolle spielen unsere Gene bei der Hautalterung?

L. Z: „Gene spielen eine entscheidende, aber nicht die alleinige Rolle im Alterungsprozess. Einen Großteil machen auch die Lebensumstände und unser Verhalten aus. Das konnte man bei Vergleichen von eineiigen Zwillingen feststellen, die ja bekanntlich über die gleichen Gene verfügen. In den USA gibt es zum Beispiel ein solches Zwillingspärchen. Eine Schwester lebt unter „normalen“ Wetterbedingungen im Landesinneren und die andere in der Sonne Kaliforniens. Die Schwester aus Kalifornien sieht aus wie die Großmutter der anderen. (Siehe Google)

Die Gene stellen aber die Weichen für die Stärken und Schwachpunkte. Inzwischen gibt es Gen-Tests die zeigen können in welchen Bereichen der Alterung man besonders empfindlich ist und besser aufpassen sollte. Ansonsten sieht man dies auch meist bei der älteren Verwandtschaft. Und dann heißt es mit Disziplin gegensteuern!“

Mein Fazit

Wir alle altern – das können und wollen wir gar nicht ändern.

Wann, wie stark und in welcher Form allerdings, können wir (ein wenig) beeinflussen. Deshalb kann auch gar nicht oft genug erwähnt werden, wie wichtig ein täglicher und ausreichender Lichtschutz ist. Diese vorbeugende Maßnahme ist nämlich weder kosten- noch zeitintensiv und kann doch so wahnsinnig viel bewirken.

Was die optimalen Wirkstoffe betrifft, spielen Antioxidantien wohl die größte Rolle. Alle Faktoren, die uns altern lassen (Sonne, Luft, Alkohol, Rauch) bilden nämlich freie Radikale in der Haut, die durch Antioxidantien aufgehalten werden können. Schaut gerne mal hier vorbei, da gibt es ein paar mehr Infos zu diesem Thema.

Ebenfalls entscheidend und sicherlich sehr unterschätzt, ist die Wichtigkeit der Cremegrundlage bei der Wahl der Hautpflege.

Auch wenn die reichhaltige La Prairie-Luxuscreme ewige Jugend verspricht, tut sie für eine Haut um die 30 rein gar nichts, außer vielleicht die Poren zu verstopfen. Bei der Wahl des richtigen Produkts für Euch, solltet Ihr nie vom Ergebnis, sondern immer vom Ist-Zustand ausgehen. Wie sieht meine Haut jetzt gerade aus? Und was braucht sie jetzt?

Habt Ihr dann noch eine fettige oder zu Unreinheiten neigende Haut, solltet Ihr bei der Wahl des Anti-Aging-Produkts besonders aufmerksam sein. Die Textur entscheidet hier, ob das Produkt etwas für Euch tut oder nicht.

Neu war für mich allerdings, dass Hyaluronsäure bei zu früher Anwendung nicht positiv, sondern eher negativ wirkt. Im Rahmen meiner Recherche zur Überpflegung kam der eigentlich so gehypte Wirkstoff allerdings auch nicht allzu gut weg. Wie die Expertin sagt, lässt Hyaluron die oberste Hautschicht aufquellen, was eine Periorale Dermatitis nach sich ziehen kann. Dieser Zusammenhang war komplett neu für mich und es ist definitiv eine Überlegung wert, Hyaluronsäure vielleicht erstmal zu meiden und zu beobachten, ob meine PoD vielleicht damit zusammenhängt.

Bis allerdings ein Mittelchen erfunden wurde, mit dem wir auf ewig die Haut eines Kleinkinds behalten, heißt es: Viel Wasser trinken, Sonne meiden und gesund ernähren. Die richtige Hautpflege erledigt dann den Rest!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert