„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Make-up-Artistin und Hairstylistin Katja Maaßen

In Zeiten von YouTube-Tutorials, perfekt geschminkten Beautybloggern & dem Dyson Airwrap vergisst man schnell, dass hinter einem perfekten Make-up oder Hairstyle, besonders denen in Fashion- oder Beauty-Editorials, sehr viel mehr Handwerk steckt, als die ultimativen Highlighting- und Contouring-Skills. Sich selbst mit Pinsel und Puder zu verschönern ist eine Sache, aber eine ästhetische Vision an den unterschiedlichsten Menschen, unter den unterschiedlichsten Umständen so umzusetzen, dass Looks entstehen, die wir uns später aus Magazinen ausreißen oder screenshotten – das ist Kunst!

Eine, die diese Kunst in Perfektion beherrscht ist Katja Maaßen. Auch wenn wir uns noch nie persönlich getroffen haben, folgen wir uns schon eine ganze Weile und Katjas Arbeiten landen nicht selten in meinen Inspo-Collagen für die Rubrik Beauty. Sie hat bereits für diverse namhafte Kunden gearbeitet (z.B. Harpers Bazaar, L’Officiel oder H&M) und verzaubert, nicht nur mich, regelmäßig mit einzigartigen Looks und Visionen durch ihren Instagramaccount. Aber was genau macht eine Hair- und Make-up-Artistin eigentlich so den ganzen Tag? Und wie setzt man sich an diesem hart umkämpften Markt durch, um an oben genannten Kunden zu kommen? Was sind die größten Herausforderungen in diesem Job?

Die Antworten auf diese und noch mehr Fragen gibt uns Katja heute in einer neuen Ausgabe von „Und was machst du so?“ und ich freue mich von Herzen sie an Bord zu haben…

Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?

Ich bin freelance Make-up-Artistin und Hairstylistin.

Und wie bist du geworden was du jetzt bist?

Irgendwie zufaellig. Ja, ich war immer eine der Wenigen, die als Kind nie wusste, was sie werden möchte. Zuerst landete ich in der Gastronomie (ich kann nur allen jungen Menschen raten, diesen Job mal zu machen. Es ist zwar hart, oft nicht gut bezahlt, doch man lernt mit Stress umzugehen, hilfsbereit und umsichtig, sowie konstruktiv zu sein und man lernt so viele verschiedene Menschen kennen).

Naja und dann wollte ich was Kreatives machen, denn kreativ war ich schon immer.

Also fasste ich ein Studium zur Modedesignerin ins Auge. Bei einer Modenschau wurde ich dann gefragt, ob ich Hairstyling und Make-up für die Models machen möchte. Damals trug ich gern blauen Kajal und einen französischen Pferdeschwanz. Vor acht Jahren hatte dann eine Freundin ein Shooting bei einer Fotografin und ich half ihr beim Make-up und Hairstyling. Die Fotografin fand das wohl sehr toll und fragte mich, ob ich das nicht für ihre Kunden machen möchte. Mein Bauchgefühl sagte sofort ja, also kaufte ich mir einen großen Rollkoffer und ganz viel Make up. Und so kam es, dass ich autodidaktisch Visagistin für ganz “normale” Kunden und Hochzeiten war.

2014 lernte ich Miriam Jacks, Beauty Expert & Creative Director, kennen und sie erkannte mehr Potential in mir. Ich machte eine professionelle Ausbildung an ihrer Make-up-Schule, zog ein Jahr später nach Berlin und das war der eigentliche Startschuss in der Mode-, Beauty- und Werbebranche. Seit 2017 bin ich unter Vertrag bei der Agentur Liganord.

Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?

Wie ich bereits erwähnte, wusste ich nie, was ich überhaupt werden möchte. Aber ich war schon immer kreativ, habe wahnsinnig gern mit Acrylfarben gemalt und Collagen gebastelt. Ich glaube mich hat es instinktiv zu diesem Job hingetrieben und das fühlt sich richtig gut an.

Foto: Laura Palm

Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?

Ganz ehrlich? Es gibt keinen klassichen Alltag für mich. Es gibt Tage an denen ich aktiv Make-up mache und andere an denen ich kreativen Content für Beautymarken oder meinen eigenen social media Account produziere. Oder eben Buchhaltung und Steuern (love it – not!). Bin ich am Foto- oder Filmset, so sind die Uhrzeiten an denen ich beginne, die sogenannten Calltimes, recht unterschiedlich. Das kann auch mal morgens um 6 Uhr sein. Ich bin nach der Produktion oft die Erste am Set, baue meinen Platz auf und bereite dann das Model oder den Schauspieler vor. Am Set selbst bin ich im engen Kontakt mit der Art Direktion und dem Fotografen/ Regisseur. Manchmal sind die Teams klein, 5 bis 10 Leute – bei einem Werbspot können das aber auch mal 40 Personen sein. Die Crews sind oft unterschiedlich, neue Kunden, neue Briefings, neue Herrausfordrungen. Das mag ich. Jeder Tag am Set ist anders. Ansonsten plane ich oft freie Shootings, sogenannte Editorials. Sie sind unbezahlt, meist investiert man sogar, doch somit erweitere ich mein Portfolio, lerne neue Teams kennen und man kann gemeinsam Ideen entwickeln und umsetzen. Das macht richtig Spaß und tatsaechlich ist mein Portfolio für mich nie voll genug.

Foto: Per Florian Appelgren

Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?

Ich würde sagen die Flexibilität. Jobbuchungen können durchaus sehr spontan reinkommen und du musst bereit sein sehr früh aufzustehen oder unvorhersehbar lange Tage zu haben. Außerdem musst du am Set flexibel sein, denn es kann sich spontan immer was ändern oder es gibt manchmal auch Überraschungen: Das Model hat ganz andere Haare, als auf den Bildern oder du musst am Tag zuvor noch spezielle Produkte besorgen. Make-up-Artists wissen, was das für einen Stress auslösen kann.

Eine weitere Herrausforderung ist, dass du (zumindest am Set) mit jedem Typ Mensch auskommen und vor allem den Auftraggeber und seine Ideen verstehen musst. Am Set bist du quasi eine kreative Hand, die Looks kreiert, die der Kunde sich wünscht. Oft muss man seinen eigenen Geschmack hinten anstellen. Doch mit Sympathie, etwas Erfahrung und Fingerspitzengefuehl vertrauen dir der Kunde, Art Director oder auch Fotograf/ Regisseur.

Foto: Maria Dominika Vogt

Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?

Oh, Performancedruck spüre ich wahnsinnig oft, da es unfassbar viele Make-up-Artists gibt und man das Gefühl hat, sie sprießen wie Pilze aus dem Boden.

Ich glaube, wenn man bei sich ist, weiß, was man kann und auch realisiert, dass man nicht jedem gefallen kann und mit seiner Kunst nicht jeden Geschmack trifft, so kann das schon sehr viel Druck und Zweifel nehmen. Dennoch: Wenn ich das Gefühl habe, alle anderen “rennen” an mir vorbei, bekommen alle Jobs, mache die tollsten Beautystrecken, nur ich nicht, so ist es ratsam sich einige Tage von social media zu distanzieren und was ganz anderes zu machen, wie viel Sport oder Freunde treffen.

Foto: Ruben Riermeier

Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?

Lasst euch Zeit mit der Entscheidung. Denn bist du zu jung, könnte dich vor allem die hart umworbene Modebranche schnell überfordern.

Außerdem ist es mittlerweile unabdingbar fließend Englisch zu sprechen. Da es ein künstlerischer Beruf ist, gibt es viele Möglichkeiten ans Ziel zu kommen. Du kannst klassisch eine Frisörausbildung oder direkt eine Ausbildung zum Make-up-Artist machen. Eine Ausbildung ist definitiv von Vorteil, aber da es kein geschützter Beruf ist, ist sie kein Muss. Such dir dann 2 bis 3 gute Make up Artists aus, schreibe denen eine tolle Nachricht und assistiere. Dadurch lernst du unfassbar viel. Und: der Erfolg kommt nicht über Nacht und auch nicht von allein. Du musst bereit sein, viele freie Editorials zu machen, dein Buch aufbauen. Das wiederum braucht Zeit und du musst ein Gefuehl entwickeln, welche freien Sachen wirklich sinnvoll sind und dich langfristig weiterbringen.

Foto: Ruben Riermeier

Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?

Flexibilität, Teamfähigkeit und Kreativität!

Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?

Ich habe glaube ich nie wirklich einen Karrieretipp erhalten. Aber ich würde anderen folgenden geben: Mach, worauf du Lust hast, egal, ob was andere davon halten, wie alt oder jung du bist oder wie schwer der Weg zu sein scheint.

Was wärst du wohl geworden, wenn du nicht diesen Weg eingeschlagen hättest?

Wirklich schwer zu sagen, doch ich schätze irgendeinen Beruf, der mir das selbe abverlangt und mir gibt, was mein jetziger tut.

Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?

Ich muss ehrlich gestehen: Ich habe nie langfristige Pläne, entscheide viel aus dem Bauch heraus und plane eher kurfristig. Manchmal nur bis zum naechsten Tag, denn ab und zu bin ich zu ungeduldig für langwierige Pläne. Aber generell möchte ich natürlich schnell die Coronakrise hinter mich bringen, wieder arbeiten wie zuvor. Es stehen neben den Foto- und Filmproduktionen tolle Projekte und Kooperationen an. Ansonsten habe ich ja noch meine 3 Töchter, die ich durchs homeschooling begleite und wir hoffentlich die Sommerferien genießen können.

Und Wünsche: mehr Toleranz und Liebe.

2 Antworten zu “„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Make-up-Artistin und Hairstylistin Katja Maaßen”

  1. Danke für das tollen Artikel! Als angehende Makeup Artistin tu ich mich manchmal schwer, an mich oder an meinen Traum zu glauben, aber das Interview hat mir gerade sehr weiter geholfen. Alles Liebe

    • Oh wie schön!! Das freut mich wirklich sehr! Bleib dran, glaub an dich und lass dich nicht beirren. ich wünsche dir alles Liebe & Gute!

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