Mein Beauty-Vorsatz für 2019: Besseres pH-Management!

Na, habt Ihr heute schon über Euren pH-Wert nachgedacht? Nein? Um ehrlich zu sein, ich auch nicht. Aber das sollten wir dringend ändern.

Als Beautyredakteurin darf ich das eigentlich gar nicht laut sagen, aber immer wenn ich etwas von oder über den pH-Wert lese oder höre, erscheint über meinem Kopf ein riesiges Fragezeichen. Was ich weiß, ist, dass unsere Haut „sauer“ ist und das aus gutem Grund – so wehrt sie nämlich Bakterien, Keime oder andere Eindringlinge ab. Aber wie sauer ist eigentlich gut und was schadet unserem pH-Wert wirklich? Um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht wirklich mit der Thematik auseinandergesetzt, bis ich vor ein paar Wochen auf einem Skincare-Symposium der Marke Reviderm eingeladen war.

Dort wurden verschiedenste Vorträge zum Thema Hautpflege, Kosmetik und Dermatologie gehalten, unter anderem auch einer über den pH-Wert der Haut. Dort habe ich gelernt, dass ein intakter pH-Wert unsere Haut nicht nur vor Eindringlingen von außen schützt, sonder auch vor Wasserverlust von Innen, für die Wundheilung zuständig ist und selbst die Wirksamkeit unserer Pflegeprodukte abhängig vom pH-Wert ist.

Als ich da also so zwischen Experten und Fachpresse saß und dem Vortrag lauschte, dachte ich nur: „Okay, darüber muss ich einen Artikel machen.“

Denn: Wenn ich das nicht weiß, gibt es sicher auch unter Euch den ein oder anderen, der daran bisher noch keine Gedanken verschwendet hat. Und wo offene Fragen sind, gibt es auch immer jemanden, der sie beantworten kann. In diesem Fall habe ich mir erneut Dr. Sabine Gütt, promovierte Kosmetolgin und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats von Reviderm, mit ins Boot geholt. Ich kenne nämlich kaum jemanden, der mehr Ahnung von unserem größten Organ hat und deshalb hab ich ihr all meine Fragen zum Thema gestellt.

Das sagt die Expertin

Frollein Herr: Welche Aufgaben hat der Säureschutzmantel der Haut genau und in welcher Verbindung steht dazu genau der pH-Wert?

Dr. Sabine Gütt: „Um genau zu sein, ist der Begriff „Säureschutzmantel“ eigentlich der falsche Begriff. Was man meint, wenn man davon spricht, ist der acidische (saure) pH-Wert auf der Oberfläche der Haut, weshalb es auch skin surface pH heißt. Er beeinflusst unter anderem die Hautbarrierefunktion, das Abstoßen abgestorbener Hautzellen oder die Lipid-Synthese.“

F.H.: Welchen pH-Wert sollte eine gesunde Gesichtshaut haben?

Dr. S.G.: „Der Mittelwert liegt etwa bei 4.7/4.8.“

F.H.: Was hat denn ein gestörter pH-Wert zur Folge bzw. wie kann ich das selbst merken?

Dr. S.G.: „Verallgemeinert kann man sagen, dass die Schutzfunktion beeinträchtigt wird und die Haut keimtechnisch aus dem Gleichgewicht kommt. Wie haben ja „gute“ Keime auf der Haut, die genau dort hingehören, ist der physiologische Säuregrad allerdings gestört, verabschieden sich mehr von den „guten“ Keimen und die „bösen“ nehmen überhand. Das kann sich ganz unterschiedliche äußern, z.B. in unreiner Haut, bis hin zur Akne, einer Neurodermitis, Trockenheit, Schuppung oder Juckreiz.“

F.H.: Und wie bewahre ich meine Haut davor, diesen physiologischen Säuregrad zu verlieren?

Dr.S.G.: „Ganz wichtig ist es, die Haut nicht zu oft zu waschen oder zu desinfizieren. Leitungswasser erhöht nämlich unseren pH-Wert für bis zu 6 Stunden. Wichtig ist es außerdem, einen Cleanser zu verwenden, der wirklich zum eigenen Hauttyp passt und nicht zu aggressiv ist. Der tägliche Gebrauch von Reinigungsbürsten oder extrem intensive Reinigungsrituale können den Säuregrad ebenfalls negativ beeinflussen. Außerdem rate ich zu sauer eingestellten Tonics und Finger weg von basischen Cremes.“

F.H.: Wie kann ich erkennen, welchen pH-Wert ein Produkt hat und inwiefern ist das überhaupt wichtig?

Dr. S.G.: „Das ist ja gerade das Verzwickte: Die Kunden können es gar nicht erkennen, da es bis dato noch nicht oder nur selten von Herstellern ausgewiesen wird. Bei wässrigen Lösungen wie Seren, Ampullen oder Konzentraten, könnte man es selbst mit Hilfe eines pH-Indikatorpapiers testen und nachprüfen. Das ist deshalb so wichtig, weil durch repetitiven Gebrauch von nicht ausreichend (hautnah) sauer eingestellten Produkten, die natürlichen Aufgaben des physiologischen Säuregrads nicht mehr so gut funktionieren können. Da es kaum noch „normale“ Haut gibt, ist auch das Alkalineutralisationsvermögen der Haut schlechter geworden. Der sogenannte „pH-shift of human skin“ ist ein wichtiges Thema in der Dermatologie.“

F.H.: Und wie sieht ein optimales pH-Management aus?

Dr. S.G.: „Kurativ rate ich zu einer speziellen Behandlung, bei der mittels bestimmter Konzentrate oder Seren die Haut über einen definierten Zeitraum (1-3 Monate) bewusst hyperacidiert, also übersäuert wird. Das ist besonders ab November bis Ende März sinnvoll, da weniger Ceramide, damit auch Fettsäuren auf die Haut gelangen und weniger Feuchtigkeit und damit auch Aminosäuren, wodurch per se der Hautoberflächen pH-Wert schwächer wird (weniger sauer).“

Mein Fazit

Wow, das war ganz schön viel Info und während meiner Recherchen im Netz, hat sich sogar noch eine weitere Tür geöffnet. Die Alternativmedizin vertritt nämlich den Standpunkt, dass es gar keinen „Säureschutzmantel“ gibt und rät deshalb zu basischer Hautpflege. Bei diesem Thema scheiden sich ganz offenbar die Geister und es gibt immer noch vieles, das mir nicht ganz klar ist. Aber: Ich möchte meinem pH-Wert ab sofort unbedingt mehr Aufmerksamkeit schenken. Auch wenn es für den Laien derzeit noch ziemlich schwierig scheint, seine Produkte nach diesen Kriterien auszuwählen.

Zwei Produktbeispiele, die mir Dr. Gütt genannt hat, sind der „pH-Mananger“ von Reviderm oder die „pH5-Linie“ von Eucerin. Darüberhinaus müsste man sich allerdings wohl erstmal ziemlich intensiv mit einem Produkt auseinandersetzen, um mehr Klarheit über seine Auswirkung auf den eigenen pH-Wert zu bekommen.

Was wir aber sofort tun können, ist die Sache mit der Reinigung und dem Leitungswasser zu berücksichtigen. Sein Gesicht zwei Mal täglich zu waschen, sollte wirklich das Maximum sein und falls man zu trockener Haut oder Entzündungen neigt, sollte man seine Reinigungsbürste vielleicht mal ein paar Tage liegen lassen und schauen was passiert.

Generell gilt aber auch hier: Falls Eure Haut sich plötzlich anders verhält als vorher, lasst das beim Dermatologen checken – vielleicht steckt ja ein aus dem Gleichgewicht geratener pH-Wert dahinter. Denn auch die besten Reinigungs- oder Pflegeprodukte tun nichts für Euch, wenn sie nicht zu Eurem Hauttyp passen.

P.S.: Da Ihr Euch das Thema „Überpflegung“ so sehnlichst wünscht, werde ich das ganz bald angehen. Dieser Artikel sollte dazu ein bisschen die Grundlage schaffen.

10 Antworten zu “Mein Beauty-Vorsatz für 2019: Besseres pH-Management!”

  1. Ich frage mich ja oft, ob wir nicht viel zu viel machen. Warum hat fast jeder diese Oma, die nur mit Wasser, Seife und Nivea ausgekommen ist und besser aussieht als so manche 50-jährige?
    Vielleicht ist bei der Haut weniger manchmal mehr und man muss gar nicht unbedingt zig Seren und Cremes nutzen?

    • Das ist sicherlich eine Überlegung wert… Allerdings haben sich auch die Einflüsse, die auf unsere Haut einwirken mit der Zeit stark verändert. Da reichen Wasser und Nivea im Zweifelsfall nicht mehr. Aber ich finde sich darüber Gedanken zu machen ist schon mal der beste Anfang…

  2. Großartiger Artikel! Vielen Dank 🙂 Ich finde es super, dass Du Dich diesem wichtigen Thema gewidmet hast und so tolle fachmännisch Unterstützung mit Frau Dr Gütt erhalten hast. Speziell wenn man im anti aging Berreich präventive tätig sein möchte, ist es meiner Meinung nach absolut wichtig den PH-Wert der Haut zu beeinflussen.Weniger ist mehr, aber dafür mit gezielten Produkten und Kosmetischen Behandlungsmöglichkeiten. Leider neigen mittlerweile viele Menschen dazu ihre Haut zu überpflegen und sich dann wundern, wenn Irritationen, übelste Unterlagerungen, typische Periorale Dermatitis entstehen können.

    Ganz liebe Grüße
    Bea/von mawiLove 🙂

    • Liebe Beatrice, danke für dein Feedback. Genau deshalb will ich der Sache auch in kommenden Artikeln ein bisschen mehr auf den Grund gehen. Bei all den Produkten, aber auch den unterschiedlichsten Einflüssen von außen, ist es gar nicht mehr so leicht zu verstehen, was die eigene Haut braucht.
      Liebe Grüße,
      Karo

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