Expertenrunde: Große Poren verkleinern. Geht das überhaupt?
Einer der beliebtesten Sätze im Beautymarketing: Dieses Produkt verkleinert große Poren.
Klingt genial, schürt Hoffnung bei all denen, die genau wie ich, unter vergrößerten Poren und gesteigerter Talgproduktion leiden und führt nicht selten zur Kaufentscheidung. Denn mit nichts lässt sich besser Werbung machen, als mit Hoffnung. Als Beautyredakteurin habe ich recht früh gelernt, solche Marketingversprechen zu hinterfragen und nicht alles für bare Münze zu nehmen, was in Pressemitteilungen geschrieben steht. Aber als jemand, der sich seit der Pubertät mit vergrößerten Poren und den dadurch unvermeidlichen Mitessern herum plagt, gibt es da auch eine Stimme in mir, die dieses Versprechen nur zu gerne glauben möchte.
Um diesen Beauty-Mythos, für mich und für euch, heute also ein für alle Mal zu klären, habe ich mir Expertenhilfe an die Seite geholt. Und zwar nicht nur eine Meinung, sondern gleich vier. Dafür habe ich den Dermatolog*innen, Kosmetiker*innen und Skincare-Expert*innen meines Vertrauens eine ganz einfach Frage gestellt, die es zu beantworten galt. Nämlich: Kann man große Poren überhaupt wieder verkleinern? Ihre ernüchternden und trotzdem hilfreichen Antworten kommen jetzt!
Große Poren wieder verkleinern: Geht das überhaupt?
„Unter Poren versteht man kleine Talgdrüsen im Gesicht, die sich im Vergleich zu Muskeln nicht vergrößern oder verkleinern lassen. Sie lassen sich auch mit Hilfe von speziellen Beauty-Produkten nicht verkleinern. Das ist ein Mythos, der in der Kosmetikindustrie fälschlicherweise gehypt wird.“ (Dr. Christian Merkel, Dermatologe und Mitinhaber des Haut- und Laserzentrums an der Oper in München)
„Die Porengröße ist genetisch bedingt, daher kann man ihren Durchmesser nicht wirklich dauerhaft reduzieren.“ (Anita Bechloch, Skincare-Expertin & Gründerin von The Glow)
„Meiner Erfahrung nach lässt sich die Porengröße nicht verändern. Man kann sie lediglich optisch kleiner wirken lassen.“ (Nathalie Plattl, Leitung der Medizinischen Kosmetik Praxis Dr. Golüke)
„Die Größe der Poren ist primär genetisch festgelegt. Außerdem wird die Porengröße beeinflusst durch Umwelteinflüsse wie UV-Strahlen, den persönlichen Lebensstil (Nikotin, Stress, Alkohol, ungesunde Ernährung) sowie den natürlichen Alterungsprozess. Das heißt, die Porengröße ist konstant, aber Talg und auch Lichtreflektion lassen Poren größer erscheinen.“ (Dr. med. Susanne Steinkraus, Dermatologin aus Hamburg)
Optisch verkleinern geht also. Aber wie genau?
„Um das Porenbild optisch zu verfeinern, empfiehlt sich einmal pro Woche die Anwendung eines Peelings. Dieses löst oberflächliche Hautschüppchen und befreit die Poren von Talg. Ebenfalls sind regelmäßige Besuche bei der Kosmetikerin ratsam (am besten einmal pro Monat). Neben einer professionellen Ausreinigung trägt auch eine Mikrodermabrasion, ein Micro-Needlingoder eine Behandlung mit Fruchtsäure zur Verfeinerung des Porenbildes bei.“ (Dr. Christian Merkel, Dermatologe und Mitinhaber des Haut- und Laserzentrums an der Oper in München)
„Ölige Haut produziert zu viel Talg, die Poren sind dadurch ständig geweitet und erscheinen größer. Wenn man den Talgfluss reduzieren kann, erscheinen auch die Poren etwas kleiner. Das wäre zum Beispiel der Fall, wenn man die Haut durch zu starke Reinigung überstrapaziert und sie sich durch verstärkte Talgproduktion zu schützen versucht. Die Umstellung auf eine mildere Reinigung kann hier also helfen, die Talgproduktion zu regulieren und den Poren etwas Ruhe zu gönnen. Inhaltsstoffe wie Jojobaöl und Traubenkernöl sind hier prädestiniert, sie sind auch perfekt für eine Ölreinigung. Öl verbindet sich gut mit Talg, so lässt sich ölige Haut perfekt reinigen. Auch Tonerde saugt überschüssigen Talg gut auf. Produkte, die dabei helfen sind regelmäßige sanfte Peelings, eine gründliche aber sanfte Reinigung, die nicht zur Austrocknung der Haut führt. Inhaltsstoffe dafür sind milde AHA und BHA Säuren, die man zB im Weidenrindenextrakt findet, aber auch in Honig, Joghurt oder Fruchtsäuren aus Obst, die man in Form einer DIY Masken selbst anrührt. Auch Papayaenzyme oder Bromelain, das Enzym der Ananas, trägt abgestorbenen Hautschüppchen ab und lässt den Talg so besser austreten.“ (Anita Bechloch, Skincare-Expertin & Gründerin von The Glow)
„Um die Poren optisch zu verkleinern, muss man den Talg reduzieren. Das schafft man wunderbar mit Fruchtsäuren oder auch mit Heilerde. Denn die entzieht der Haut den überschüssigen Talg. Wenn der Talg dann aus der Pore entfernt wurde, verengt sich der Follikel wieder und das Hautbild sieht verfeinert aus. Bei Behandlungen mit dem Fractional Laser oder beim professionellen Needling ist das Ziel, die Haut zu „verletzen“, um sie zur Neubildung anzuregen. Bei der Hautheilung haben wir eine minimale Schwellung, die die Haut nicht nur aufgepolstert aussehen lässt, sondern auch die Poren feiner wirken lässt. Außerdem funktioniert der Talgfluß nach einer solchen Behandlung wieder besser, was ja die Grundvoraussetzung für optisch kleiner wirkende Poren ist.“ (Nathalie Plattl, Leitung der Medizinischen Kosmetik Praxis Dr. Golüke)
„Inhaltsstoffe wie Salicylsäure, Zink, Silicium, Teebaumöl, Retinol, Niacinamid können die Talgproduktion regulieren. Wichtig ist auch eine auf den Hauttyp abgestimmte Reinigung. Wirksame Treatments sind Hydrafacial, Fruchtsäurepeeling, Jetpeel, Seyo TDA, Needling, Radiofrequenzneedling, fraktionierter Laser, TCA / Retinol / FS Peelings. Unbedingt meiden sollte man reichhaltige Cremes und Pflege, zu viel Make-up, Nikotin, Alkohol, etc.“ (Dr. med. Susanne Steinkraus, Dermatologin aus Hamburg)
Mein Fazit
Diesen Zahn haben mir die Experten also direkt gezogen: Große Poren lassen sich nicht verkleinern. Lediglich an der Ursache lässt sich schrauben und so zumindest optisch eine Verbesserung erreichen. Denn: Fließt zu viel Talg in die Pore, weitet sie sich und wirkt größer. Kann man also die Talgproduktion regulieren, wirkt auch die Pore optisch kleiner. Daran arbeite ich inzwischen seit Jahren – mit guten Produkten (regelmäßige Peelings, Fruchtsäure, Heilerdemasken und Produkte, deren Inhaltsstoffe die Talgproduktion regulieren) und mit regelmäßigen Terminen bei der Kosmetiker*in. Das A und O lautet hier: Ausreinigen, ausreinigen, ausreinigen. Dadurch lassen sich nicht nur Pickel und fiese Unterlagerungen in den Griff kriegen, sondern eben auch die vergrößerten Poren.
Trotzdem ist an dieser Stelle auch wichtig zu sagen, dass man die Schritte, das Serum zu regulieren, nicht übertreiben sollte. Denn: Unsere Haut braucht den Talg als Schutz vor äußeren Einflüssen und nehmen wir ihr zu viel weg, produziert sie umso mehr. Deshalb sollten Peelings und stärkere Fruchtsäuren, je nach Hautzustand, nicht öfter als ein bis zwei Mal die Woche verwendet werden. Aber wenn man da die richtige Balance findet, kann man vergrößerte Poren optisch tatsächlich kleiner wirken lassen. Das ist zwar keine echte Verkleinerung, aber immerhin etwas.
Und wenn ihr dann das nächstes Mal von verkleinerten Poren in der Werbung hört oder lest, könnt ihr dieses Marketingversprechen vielleicht ein wenig besser einordnen.