„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Research Associate und Doktorandin Clarissa Hanel

Job-Talk mit Doktorandin Clarissa Hanel

Eigentlich hatte ich Clarissa aka vogueupcall ja für meine Routine Questions vorgesehen, aber die Bloggerin und Content Creatorin macht nicht nur sagenhaft schöne Bilder und liefert via Instagram und auf Ihrer Website sagenhaften Content, sondern arbeitet nebenher auch noch als Research Associate und promoviert – Hut ab! Damit ist Clarissa prädestiniert für meinen kleinen Job-Talk, in dem ich Euch so viele unterschiedliche Berufswege, Jobs und Karrieremodelle wie möglich – und natürlich die Menschen dahinter vorstellen möchte.

Und wer so eine work load wuppt und dabei gleichzeitig noch so wahnsinnig viel Positivität und Lebensfreude ausstrahlt (ja, auch in real life!), der hat ganz sicher jede Menge Tipps, Insights und Motivation auf Lager. Danke Clarissa, dass du dir die Zeit genommen hast – jetzt weiß ich ja, wie voll dein Terminkalender ist!

Job-Talk mit Doktorandin Clarissa Hanel

Wie genau lautet deine Jobbezeichnung bzw. dein Titel?

Research Associate und Doctoral Candidate. Ich arbeite an der accadis Hochschule in Bad Homburg vor der Höhe als Research Associate. Meinen PhD absolviere ich aber an der Northumbria University Newcastle in England. Die beiden Hochschulen haben eine Kooperation und ich arbeite an der accadis und bekomme im Gegenzug ein Voll-Stipendium für die Northumbria University.

Außerdem blogge ich auf VogueUpCall über High Fashion und Beauty und bin auf Instagram unter @VogueUpCall sehr aktiv.

Und wie bist du geworden was du jetzt bist?

Ich habe Marketing im Bachelor und International Management im Master studiert. Das war allerdings nicht mein erster Plan. Mein Abi-Schnitt war leider nicht so gut wie erhofft und ich konnte kein Medizinstudium beginnen. Aus Verzweiflung entschied ich mich für einen eher grundlegendes BWL-Studium – zum Glück! Denn bald stellte sich heraus, dass das genau die richtige Wahl war.

Während meines Studiums absolvierte ich drei Langzeit-Praktika und ein Auslandssemster in Spanien. Der Wunsch zu promovieren kristallisierte sich dann während des Masterstudiums heraus. Fairerweise muss man sagen, dass es dabei etwas auf die Noten ankommt. Neben einer identifizierten Lücke in der Literatur, sollte man außerdem gute Resultate im Studium vorweisen können, um für ein Promotionsstudium angenommen zu werden. Es gibt aber auch Ausnahmen. Ist ein Thema von großer Bedeutung und man findet einen geeigneten Doktorvater, kann man Glück haben und auch mit Noten im Zweierbereich angenommen werden.

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Wusstest du immer schon, dass du das beruflich machen möchtest?

Ganz klar: Nein! Ich weiß es immer noch nicht zu 100 %. Mir macht der Alltag als Content Creator sehr viel Spaß, allerdings möchte ich irgendwann vom eher operativen Teil in den strategischen Part wechseln. Das heißt, dass ich zu einem späteren Zeitpunkt in die Beratung möchte. Außerdem wäre es toll, nach dem Abschluss meiner Promotion an einer Universität zu arbeiten. Beispielsweise als Dozentin.

Als Kind wollte ich Ärztin werden. Vor 2 Jahren noch wollte ich unbedingt Full-Time Bloggerin werden, denn Instagram und mein Blog liefen immer besser. Als ich das geschafft hatte, tat sich die Tür mit der Promotion auf. Und schon bin ich auf einem ganz anderem Weg… Wer weiß, wie oft sich das noch ändert… 

Und wie können wir uns deinen Arbeitstag vorstellen?

Montags und Dienstags bin ich meistens in der accadis Hochschule. Meine Tätigkeit als Research Associate ist sehr vielfältig. Ich halte Vorlesungen zum Thema Social Media und Internet Marketing, bin in der Forschung einer Digital Research Group, helfe internationalen Studierenden bei Fragen weiter und kümmere mich um den Social Media Auftritt der accadis. Das ist sehr viel Arbeit für zwei Tage in der Woche, macht aber unglaublich viel Spaß. Die restlichen Tage der Woche bin ich Doktorand und Content Creator. Zwei sehr unterschiedliche, jedoch spannende Berufsfelder. Wenn keine Events oder Shootings anstehen, mache ich am Morgen meistens meine Mails, bevor ich dann zu meinem Dissertationsthema forsche. 

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Was sind die größten Herausforderungen in deinem Job?

Es ist unglaublich fordernd den Alltag eines Bloggers mit dem Alltag eines Doktoranden zu vereinbaren. Während ein Content Creator eher spontan sein muss, da sein Arbeitsalltag von vielen äußeren Einflüssen abhängig ist, braucht ein Doktorand viel Ruhe und Zeit, um effektiv zu forschen und sein Thema voranzutreiben. Das Fazit? Eine Tätigkeit leidet immer unter dem work load der anderen. Außerdem ist es nicht immer leicht, zwischen beiden Tätigkeiten zu switchen. Wenn ich gerade auf einer PR Reise war, fällt es mir danach unglaublich schwer wieder den Schreibtisch zu hüten und zurück in mein Thema zu finden. Umgekehrt genauso: Stoße ich auf interessante Literatur, verlasse ich sehr ungern die Bib, weil ich oft den Faden verliere. 

Wie hältst du es mit Performancedruck oder Selbstzweifeln?

Ich würde sagen, eine Selbstständigkeit setzt eine gewisse Belastbarkeit voraus. Kann man nicht sehr gut mit Druck und Ungewissheit umgehen, sollte man sich nicht dafür entscheiden. Ähnlich ist es mit dem Promovieren. Ich erlebe Performancedruck und daraus entstehende Versagensängste jede Woche und das ist sehr kräftezehrend. Fragen wie „Wie soll ich das alles zeitlich schaffen?“, „Kann ich meine Kosten decken?“ und „Bin ich genug und kann ich es überhaupt?“ stelle ich mir ständig – wenn nicht täglich. Dann gibt es wieder kurze Hochphasen und alles erscheint sehr leicht und natürlich. Genau diese kurzen Phasen behalte ich mir und genieße sie ganz intensiv, denn ich weiß, dass ich die daraus gewonnene Kraft für die nächste Durststrecke brauche. 

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Was würdest du jungen Mädchen raten, die diesen beruflichen Weg einschlagen möchten?

Grundsätzlich gibt es eine unglaublich fundamentale Botschaft, die ich gerne jedem jungen Mädchen mitgeben möchte (und ja, gleich höre ich mich an wie eine Mutter): Folgt euren Träumen, egal welchen, ABER: Bitte bitte schließt eine Ausbildung oder ein Studium ab! Ich habe gelernt, dass Wünsche und Träume, genau wie Menschen, sich verändern. Schafft eine Basis, auf die ihr immer zurückgreifen könnt. Danach ist immer noch genug Zeit um Influencerin, Dressurreiterin, Schauspielerin und und und zu werden. Mein Opa sagte immer „Wissen ist Sicherheit und kann einem nie wieder genommen werden“. Das gilt auch für Zeugnisse. 

Zum Thema PhD: Menschen, die sich dazu entscheiden zu promovieren, sollten sich mit dem Thema wirklich intensiv auseinandersetzen. Klar, es ist toll irgendwann einen Doktortitel zu haben. Auch für mich ist das eine sehr große Motivation. Aber das alleine wird nicht reichen, brauchen tut man den nicht unbedingt. Ein Promotionsstudium bedeutet, trotz (sehr gutem) Masterabschluss, lediglich Mindestlohn zu verdienen, mehr zu arbeiten, als in einer Festanstellung (was sind noch mal Wochenenden?), seeehr lange zu studieren (in Deutschland beträgt die gewöhnliche Länge eines Promotionsstudiums 5 – 7 Jahre) und danach nicht unbedingt mehr zu verdienen als jemand, der nicht promoviert hat.

Bei der Pro und Contra-Abwägung, wird man schnell dahinter kommen, dass es neben rationalen Gründen, wie zum Beispiel, dass man in der Forschung oder Unternehmensberatung arbeiten will (wir Deutschen liiiieben Titel), sehr idealistischer Ansätze bedarf. Für mich ist der Gedanke etwas zum Wissen beitragen zu können unglaublich wertvoll und motiverend. Das hört sich hochtrabend an, ist aber de facto so, da man mittels einer Dissertation eine Forschungslücke füllt. Außerdem würde ich einmal sehr gerne Professorin an einer Universität werden und jungen Menschen mein Wissen vermitteln. 

Job-Talk mit Doktorandin Clarissa Hanel

Welche 3 Eigenschaften sind deiner Meinung nach unerlässlich für deinen Job?

Disziplin, Logik und Positivität.

Der beste Karrieretipp, den du je erhalten hast?

Mach‘ was du möchtest und willst, aber mach es richtig. Gibst du nicht alles, brennst du nicht dafür. Das ist nicht schlimm, aber dann mach etwas anderes und finde das Richtige. W

Was sind deine Pläne/Wünsche für die Zukunft?

3 Jahresplan: Meine Promotion abschließen und mein Content Creator Business weiter auszubauen.

10 Jahresplan: Eine Professur erhalten und selbstständig Kunden im Bereich Digitalisierung und Social Media beraten.

Außerdem wünsche ich mir eine gesunde und glückliche Familie zu gründen und die Zeit zu haben, wertvolle emotionale Erinnerungen mit dieser zu schaffen. Denn das ist es doch, worum es wirklich geht…

Job-Talk mit Doktorandin Clarissa Hanel

 

6 Antworten zu “„Und was machst du so?“ – im Job-Talk mit Research Associate und Doktorandin Clarissa Hanel”

  1. Interessantes Interview, aber im Detail einiger Formulierungen hat mich etwas total irritiert: sie spricht/schreibt fast nur in maskulinen Formen und dann auch noch nur von Doktorvater… Mag ja sein, dass in dieser Branche Männer die Lehrstühle dominieren, aber ich finde, gerade Menschen, die sich mit Multiplikation über soziale Medien und co beschäftigen, sollten sich der Wirkmacht von Sprache bewusster sein. Lustig fand ich dann noch Influencerin, Dressurreiterin und Schauspielerin in einem Atemzug: letzteres ist ja auch ein Hochschulstudium 😉

    • Liebe Antje, das ist mir beim Lesen gar nicht aufgefallen und auch jetzt, auf deinen Kommentar hin, beim zweiten Lesen nicht unbedingt negativ aufgestoßen. Ich verstehe natürlich was du meinst und über die Macht der Worte sollten wir uns alle definitiv bewusster werden, allerdings nehme ich mir jetzt hier einfach mal raus und spreche für Clarissa, weil ich mir ganz sicher bin, dass in ihrem Fall keine unfeministische Einstellung zugrunde liegt. Trotzdem ein super interessanter Gedanke und eine Anstoß, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Danke dafür!!
      Liebst,
      Karo

      • Liebe Karo, Ich glaube, dass ich einfach sehr dafür sensibilisiert bin und bin mir sicher, dass Clarissa das auch nur aus diesen Automatismen, die wir einfach in dieser Gesellschaft gelernt haben, passiert ist. Alles, was sie aus ihrem Leben beschreibt, zeigt ja eine sehr emanzipierte Einstellung. Umso wichtiger war es mir, meine Beobachtung kurz hinzuzufügen. Also ich plane auch zu promovieren und dann gibt es hoffentlich irgendwann ganz viele Doktormütter 😉 für die zukünftigen Generationen.
        Danke für deine immer wieder tolle Art, Anmerkungen entgegen zu nehmen. I love your Blog!

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