Kleine Brüste: Ist das eigentlich noch Thema?

Kleine Brüste: Warum diese Diskussion immer noch relevant ist

Ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber ich für meinen Teil, denke ziemlich selten über meine Brüste nach. Ob sie zu klein sind, in diesem oder jenem Kleid doof aussehen oder ob das Männer eigentlich stört. Sie sind da, ich liebe sie auch sehr, aber irgendwie beschäftigen sie mich nicht mehr so, wie sie es mal getan haben. Denn, seien wir mal ganz ehrlich: es gibt es nichts Fieseres als Jungs im Teenageralter und das gerade in der Pubertät – der Zeit in der man so verletzlich und beeinflussbar für Kritik ist, wie nie wieder im Leben.

Klein Karo, mit so circa 13, wartete nämlich vergeblich darauf, dass ihr Brüste wachsen, wie sie Frauen nun mal haben. Ich habe Euch ja bereits hier erzählt, dass ich in meiner Pubertät ein ziemlicher Spargel war, ohne viel Hüfte, Po oder eben Brüste. Der Witz an der Sache: Ich warte immer noch. Nach einem kurzen Wachstumsschub, entschieden sich meine Boobies ihren Dienst wieder einzustellen und so habe ich auch heute nur ein Mini-A-Körbchen. Und wisst Ihr was? Mich stört das null.

Die Brustvergrößerung steht immer noch unangefochten auf Platz 1 der beliebtesten Schönheit-Ops, selbst bei uns in Deutschland, wo ja immer alles so natürlich wie nur möglich sein soll. Und ja, ich habe auch das ein oder andere Mal darüber nachgedacht. Nicht weil ich mich persönlich so wahnsinnig unwohl gefühlt hätte, sondern vielmehr weil ich dachte, man müsse eben mindestens eine B haben, um weiblich zu sein.

Das Schönheitsideal meiner Teenijahre waren Atombrüste à la Pamela Anderson und Anfang der 2000er waren die Kleider und Tops sehr eng und tief ausgeschnitten. Natürlich dachte ich da irgendwie, dass ich nicht so bin, wie ich sein sollte. Ich wurde zwar nie wirklich für meine Mini-Brüste gehänselt, aber der ein oder andere Spruch meiner pubertierenden Mitschüler kam da schon. Und ich dachte ich müsse dagegen vorgehen. Erst habe  ich irgendwo gelesen, dass Malzbier die Brüste wachsen lassen soll und trank von da an täglich dieses widerliche Gesöff. Dann riet mir eine Freundin, bloß nicht auf dem Bauch zu schlafen, weil die Brüste dadurch nicht mehr wachsen könnten und ich versuchte meine Schlafposition zu kontrollieren. Alles völliger Quatsch, aber ich denke, Ihr könnt Euch alle noch gut an Eure Teenagerzeit erinnern, an die Unsicherheit, die Hoffnung, dass alles irgendwie besser wird, wenn man dann endlich mal groß ist. Und da glaubt man eben an sowas.

Irgendwann kam ich dann mal wieder ziemlich geknickt aus der Schule und heulte meiner großen Schwester die Ohren voll, darüber wie ungerecht die Welt doch sei. Und bekam von ihr einen der besten Tipps meines jungen Lebens: „Karo, es gibt zwei Sorten von Männern. Brust-Typen und Arsch-Typen und erstere werden halt nie auf uns stehen.“ Sie hatte Recht behalten. Männer schätzten an mir meine Beine, meinen Hintern, meine Brüste hingegen waren weder Fixpunkt, noch Störfaktor. Und damit bin ich bisher eigentlich ganz gut gefahren. Ich habe nie einen Mann getroffen, der mich deshalb schlecht fühlen ließ oder mir das Gefühl gab, ich sei falsch so wie ich bin. Aber ich persönlich bin sowieso der Meinung, dass so ziemlich alles Wurscht ist, sobald man erstmal nackt ist.

So gingen die Jahre dahin, ich wurde erwachsen und gefestigter in meiner Persönlichkeit und das Thema Brüste rückte immer mehr in den Hintergrund. Aber auch das Schönheitsideal änderte sich. Frauen wie Victoria Beckham ließen sich ihre gemachten Brüste wieder verkleinern, die Silhouette in der Mode wurde weiter und androgyner. Der Oversize-Trend kam auf und plötzlich lag der Fokus auf anderen Körperstellen. An dieser Stelle möchte ich mich dafür bei all den Designern der Erde übrigens herzlich bedanken. Außer bei Philip Plein vielleicht – was der macht, verstehe ich immer noch nicht.

Natürlich gibt es immer noch bestimmte Schnitte, in denen Mini-Brüste einfach unvorteilhaft aussehen. So geht hier in München jedes Jahr zur Wiesn wieder das große BH-Ausgestopfe los. Aber mit der Zeit habe ich gelernt, das zu betonen, was ich habe und Korsagen & Co. sind nun mal einfach nichts für mich. Ich habe zwar nie wirklich Push-Ups getragen (das kam mir immer wahnsinnig unehrlich vor), aber so ein gepolstertes Schälchen rückt das was da ist, schon in ein sehr gutes Licht. Letztes Jahr aber, auch in Folge meiner Gewistzunahme, wurden mir BHs einfach zu unbequem und ich hab sie schließlich irgendwann ganz weggelassen. Falls die Größe Eurer Brüste das zulässt: Unbedingt ausprobieren! Es gibt nichts Besseres.

Man könnte also sagen, meine Brüste und ich kommen inzwischen sehr gut miteinander aus. Und das freut mich wirklich, weil ich weiß, wieviele Mädels da draußen viel zu viele Gedanken an das Aussehen Ihrer Boobies verschwenden. Dabei meine ich nicht bloß die Kategorien „Groß“ oder „Klein“. Es gibt asymmetrische, hängenden, ungleich große oder besonders spitze Brüste. Und die sind alle verdammt nochmal gut so, wie sie sind. Wenn der Leidensdruck zu groß wird, bin ich zwar absolut nicht gegen eine OP – aber die Motivation dafür sollte nicht von außen kommen.

Klein Karo mit 13 hätte jedenfalls nicht gedacht, dass sich das Thema „kleine Brüste“ einfach so von selbst erledigen würde. Wie so vieles, wenn man älter wird. Und deshalb feiere ich die Tatsache, dass sich Mode und Gesellschaft ein wenig vom eintönigen Schönheitsideal wegbewegt haben und hoffe, dass das Thema „Selbstliebe“, das derzeit auch in den sozialen Medien groß gespielt wird, auch bei den Mädels ankommt, die derzeit durch die fürchterlich anstrengende Pubertät müssen. Denen möchte ich gern eines sagen: Girls, es wird besser. Versprochen!

19 Antworten zu “Kleine Brüste: Ist das eigentlich noch Thema?”

  1. Meine Körbchengröße ist 80A – auch wenn ich in der Pubertät jahrelang 75B BHs trug (trotz unbequemen Abdrücken des Unterbrustbands), nur um das böse Wort A-Körbchen nicht in den Mund nehmen zu müssen. Seit fast zwei Jahren trage ich gar keinen BH mehr, und es war die beste Entscheidung meines Lebens. In den ersten Wochen bildete ich mir ein, alle schauen auf mein Brüste, rückblickend weiß ich, es waren höchstens ein paar Leute (und vor allem Frauen, kaum Männern fiel das auf). Mittlerweile ist mir das auch egal. Ich liebe meine Brüste, jede von ihnen füllt genau eine meiner Hände aus, sie sind unkompliziert, klein und fest, und sie haben mir mittlerweile verziehen, dass ich als 15-Jährige nicht wusste, wie großartig sie eigentlich sind. Kein Typ, der sie in der Hand hatte, hat sich je darüber beschwert (wie du schon schreibst: bist du erstmal nackt, ist eh alles egal). Mein Freund hätte früher von sich behauptet, er steht auf große Brüste – tja, meine liebt er. Und meinen Po auch. ^^ Toller Artikel für mehr Selbstliebe – all boobs are beautiful! Und ich glaube sowieso, wer mit sich selbst im Reinen ist, strahlt sowieso eine besondere Attraktivität aus, die auch auf andere wirkt. 🙂

    • Liebe Alina,
      AMEN! Genauso ist es! Mir fiel neulich schlagartig auf, wie wenig Gedanken ich mir darum eigentlich noch mache. Ich laufe ja täglich ohne BH rum und ja – wenn der Stoff dünn ist, sieht man das auch. Und es ist mir völlig Wurscht. Mich stört es nicht, wieso sollte es also wen anders stören? Ich wünschte echt ich könnte in der Zeit zurückreisen und meinem pubertierenden Ich ein wenig Mut machen 😉 Ich wünsch dir und deinen Boobies einen wunderbaren Sonntag, xxx

  2. Hach, schön – mal ein Text über Brüste, den ich nicht komplett scheiße finde.
    Für mich, als 70e Trägerin ist nämlich das Abgefeiere von kleinen Brüsten ähnlich wie das Abgefeiere von ungeschminkt rumgelaufen: das tun Vorallem Frauen, die sich selber nicht schminken. Das ist ja schön und gut, funktioniert aber nicht für alle Frauen so, sei es jetzt aus Spaß an bunter Farbe im Gesicht oder schlechter Haut (Hello!)

    Mit den Brüsten sehe ich das ähnlich. Ich habe noch nie einen Mann getroffen, den kleine Brüste vor dem nächsten Tindersex oder einer Beziehung abhalten würden oder der generell viel Zeit investiert, darüber nachzudenken ob die Brüste jetzt groß genug sind.
    Stattdessen treffe ich Frauen, die sich Seiten – und stundenlang darüber auslassen, wie super kleine Brüste sind. Dass große Brüste überhaupt nicht zeitgemäß sind und wie wahnsinnig selbstbewusst sie diese Ansicht macht.
    Ich höre wenig darüber, dass alle Brüste gut sind. Egal ob klein oder groß. Mit großen Brüsten kann man nämlich auch sehr viel „falsch“ machen. Rückenschmerzen, peinlich aussehen beim Rennen und rückenfrei tragen kann man direkt vergessen. Von hängenden Brüsten, die unausweichlich sind bei einer gewissen Größe, fange ich gar nicht an.
    Dann wird blind empfohlen, die BHs wieder zu verbrennen und ohne rumzulaufen und das gleich mit nem feminismus-wink. Feminismus gut und schön, aber meine Boobies brauchen Unterstützung!
    Also, sollten wir vielleicht aufhören, nur einer Art von Brüsten eine Plattform zu bieten, denn: all boobies are beautiful.

    • Liebe Dami, absolut! Natürlich soll mit solchen Texten, in denen kleine Brüste verherrlicht werden, denen Mut gemacht werden, die eben solche haben. Aber klar, es gibt auch die andere Seite und von der habe ich zwar absolut keine Ahnung, aber auch die ist natürlich völlig fine so wie sie ist. Selflove soll dabei wirklich keine leere Floskel sein. Ich wünsche dir einen schönen Sonntag <3

  3. LIEBE Karoline,

    eigentlich muss ich ja arbeiten 🙂 Aber Dein Newsletter hat mich wie immer davon abgelenkt! Super! Das Du so offen darüber sprichst. Ich bin die gleiche Zeit, genau die gleiche Größe und habe alles genau so empfunden wie Du, echt irre. Super das wir uns so selbstbewusst entwickelt haben und ganz ehrlich lieber klein dann hängt auch nichts nach einer Stillzeit! So zumindest meine Erfahrung…

    • Liebe Jasmina, das stimmt! Das sag ich mir auch immer 😉 Wo nichts ist, kann auch nichts hängen… 😉 Happy Montag Dir & liebst, Karo

  4. Sorry, dass ich das jetzt aus diesem insgesamt so netten Boobies-Artikel herauspicken- aber der Satz zu Philip Plein? Ahahahahaha!!!!! Einfach herrlich (und ich verstehe ihn auch nicht).

  5. Ach herrlich!!! Ich habe früher auch immer ganz viel Malzbier getrunken 😀 😀 Mega lustig, was man so alles macht, aber irgendwie wie traurig. Mir sind meine Brüste mittlerweile auch egal, zumindest ihr Aussehen. Ich habe mich immer damit getröstet, dass man die am Ende des Tages ja eh relativ selten sieht… dann lieber ein schönes, freundliches Gesicht und was in der Birne, oder? Wen interessieren da schon die Brüste?

    Liebste Grüße

    Neele

  6. Haha, ich sehe mich da in so vielen Punkten! Wie wichtig es war, wie unwichtig heute. Das mit dem keinen BH tragen funktioniert für mich im Arbeitsalltag noch nicht so richtig, ich hab das Gefühl man sieht dann meine Dreiecke. Im Endeffekt bin ich mittlerweile so froh, dass ich nicht die Schmerzen meiner Freundinnen mit riesenbusen ertragen muss.
    Das ist ein schöner Artikel!
    Einen ganz lieben Gruß von der lisa

    • Das kann ich gut verstehen. Ganz ohne BH funktioniert halt nicht überall. Ich mache es trotzdem 😉 Aber wer soll sich bei mir schon beschweren? Ich habe ja keinen Chef.. Ich wünsche dir ganz frohe Weihnachten, xxx

  7. Liebe Karoline,
    Du hast einen echt schönen Artikel geschrieben und in manchen Hinsichten habe ich mich selbst gesehen. Von Natur habe ich auch fast keinen Ausschnitt bekommen und ich habe die Brüste bei jeder Schwangerschaft wirklich genießen. Ich habe schon zwei Kinder und im Ausschnitt gibt es jetzt fast nichts mehr. Das hat mich gequält, ich habe mich also für eine Brustvergrößerung entschieden, obwohl ich darüber nie bevor nachgedacht habe. Mit dem Arzt von Yes Visage habe ich einen anathomischen Implantat ausgewählt und danach sehen die Busen ganz natürlich aus. Ich habe keine riesige Busen, sondern schöne B Größe, um im Ausschnitt überhaupt etwas zu haben. Ehrlich gesagt habe ich mich nie so gut gefühlt und ich bin sehr froh, dass ich wieder eine Kleider, die ich schon fast weggeworfen habe.
    LG Katina

    • Liebe Katina,
      schön, dass du dich jetzt in deinem Körper wohlfühlst. Dann war das sicher die richtige Entscheidung. Die muss jeder für sich selbst treffen und da sollte einem auch kein anderer reinreden!
      Liebe Grüße, Karo

  8. Ich liebe diesen Text! Danke. Bin auch in den 2000er aufgewachsen, wo große Brüste das A und O waren. Ich habe so lange darauf gewartet, dass ich auch mal ein „Normales“ B-Körbchen bekommen würde. Und in den letzten Jahren hab ich irgendwie ganz vergessen, dass ich immer noch bei AA bin.
    Dennoch fühle ich mich super wohl und bin froh über den Body-Positive „Trend“.
    Ich liebe es ohne BH rumzulaufen. 🙂

  9. Also ich als Mann, schaue gerne auf die Brüste meiner Frau.
    Und das seit über 30 Jahren.
    Sie hat ja sagen wir es mal so, Brustwarzen hat sie. Es war auch nie ein Thema bei uns und alle meine Freundinnen hatten extrem kleine Brüste. Liegt vielleicht daran dass meine Mutter ihre über ihre Schulter werfen könnte. 🤷‍♂️
    Meine Frau meinte mal das sie sich so nie Gedanken machen muss das ich den Mädchen nach schauen tue wegen der Oberweite. Außerdem machen Brüste nicht das weibliche eine Frau aus.
    Um Gotteswillen ich habe noch nie so oft das Wort Brüste geschrieben.
    Mfg Frank

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