Fashion Fails: Wieso ich gerne mal daneben liege

„Oh Gott, wie sah ich denn da aus?“

Na, wer kennt’s? Man schaut sich alte Bilder an und kann einfach nicht glauben, wie zur Hölle man auf die Idee gekommen ist, so das Haus zu verlassen. Und ich spreche nicht davon, dass man ein langes Kleid zur Cocktailparty anhatte oder einen anderen weniger bedeutenden modischen Fauxpas begangen hat – nein, ich spreche von so richtig gewaltigen Fashion Fails. Solche bei denen mal sich rückblickend gerne selbst Eine rechts und links klatschen würde, in der Hoffnung das Vergangenheits-Ich damit zur Besinnung zu bringen.

Solche bei denen mal sich rückblickend gerne selbst gerne Eine rechts und links klatschen würde, in der Hoffnung das Vergangenheits-Ich damit zur Besinnung zu bringen.

 

Solche Fails gab es in meinem Leben viele. Looks, die aus heutiger Sicht nicht mutig, sondern schlichtweg albern waren oder Fehlkäufe sondergleichen, bei denen einem jetzt noch das Herz blutet, für so viel Geschmacklosigkeit Geld ausgegeben zu haben. Und soll ich Euch was sagen: Ich bin wahnsinnig froh darüber.

Ich habe in meinen 30 Jahren gefühlt jede modische Phase einmal mitgemacht, die es so gibt.

Ich habe in meinen 30 Jahren gefühlt jede modische Phase einmal mitgemacht, die es so gibt. Vom Berliner Tussen-Look (heller Jeans-Mini, Stulpen und pastellfarbene Bomberjacke), über den Möchtegern-Spießer-Style (Burberry-Schal, Longchamp-Tasche aus Nylon und Poloshirt) bis zum Hipster (Vintage all over, inklusive Muff-Geruch aus dem Second-Hand-Store). Mit 11 hatte ich sogar mal eine kurze Raver-Phase. Hey, es wäre Love-Parade in Berlin…

Klar, heute ist das alles irgendwie uncool oder überholt (bis auf den Hipster obviously), aber damals war das einfach der Shit. Und den wollte ich mitmachen. Einmal natürlich um irgendwie dazu zu gehören, aber auch, weil jedes dieser modischen Experimente eine kleine Selbstfindung war. Ich habe mit den unterschiedlichen Styles auch Lebensmodelle anprobiert und dachte, das würde mich meinem wahren Ich ein Stückchen näher bringen.

Ich habe mit den unterschiedlichen Styles auch Lebensmodelle anprobiert und dachte, das würde mich meinem wahren Ich ein Stückchen näher bringen.

Auch wenn ich mich heute mit keinem dieser Looks mehr identifizieren kann und beim Blick auf die Bilder aus meiner Pubertät ab und an die Hände über dem Kopf zusammenschlage, weiß ich, dass es das gebraucht hat. Es hat den Mut gebraucht, das Ausprobieren und auch die Erfahrung, was mir dann vielleicht doch nicht gefällt. All diese Looks, jedes einzelne bekloppte Outfit ist ein Teil von mir und dafür würde ich mich niemals schämen.

All diese Looks, jedes einzelne bekloppte Outfit ist ein Teil von mir und dafür würde ich mich niemals schämen.

Ich denke, ganz unterbewusst war Mode war für mich bereits in jungen Jahren eine Art mich selbst auszudrücken, in Rollen zu schlüpfen und ein Gefühl zu transportieren. Und genau deshalb bin ich auch heute noch mehr als bereit für neue Fails. Schauen wir uns doch mal fragwürdige Trends wie die Radlerhosen, die Dad-Sneakers oder Bauchtaschen an. Ich bin meistens bereits mir solch polarisierende Trends erstmal genauer anzusehen, sie vielleicht sogar auszutesten, bevor ich mir dazu meine Meinung bilde. Und immer wieder bekomme ich dafür komische Blicke zugeworfen und ich weiß, dass manche Leute die Looks schlicht und einfach häßlich finden. Sogar von meiner Schwester bekomme ich regelmäßig eine WhatsApp à la „Bist du heute wirklich so aus dem Haus gegangen?“ nachdem sie meinen Look auf Instagram gesehen hat. Und das ist für mich völlig fine. Ich lege es nicht unbedingt darauf an, aber ich kann zumindest damit umgehen, dass ich hier und dort vielleicht mal anecke.

Ich lege es nicht unbedingt darauf an, aber ich kann zumindest damit umgehen, dass ich hier und dort vielleicht mal anecke.

Mode ist in meinen Augen nicht da um anderen zu gefallen – oder zumindest nicht jedem zu gefallen. Auch wenn dieser Satz sehr abgedroschen klingt und es irgendwie auch ist, hat er einen wahren Kern. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt – und perfekt sind wir doch alle nicht. Um so richtig richtig zu liegen, muss man halt auch ein paar Mal falsch liegen. Farben ausprobieren, von denen man nicht dachte, dass sie einem stehen (so habe ich Gelb für mich entdeckt), neue Silhouetten und Schnitte ausprobieren, obwohl Magazin XY gesagt hat, dass das nur für Frauen mit Sanduhr-Silhouette gemacht ist (Culottes habe ich zu Beginn abscheulich gefunden) oder einfach mal in den Laden gehen, den man eigentlich total doof findet. Einfach mal machen und schauen was passiert. Dann gehören Fails nämlich zum Spiel dazu und man kann eigentlich nur gewinnen. Und in Zeiten von all der Perfektion auf Instagram, finde ich diesen Gedanken doch sehr heilsam.

Und in Zeiten von all der Perfektion auf Instagram, finde ich diesen Gedanken doch sehr heilsam.

 

 

4 Antworten zu “Fashion Fails: Wieso ich gerne mal daneben liege”

  1. Ich muss gestehen, dass ich das ein oder andere Outfit aus der Vergangenheit heute etwas peinlich finde, aber ich möchte auch behaupten, dass meine Fehltritte nicht so extrem waren wie deine ?? aber genau das macht dich irgendwie aus. Du LEBST Mode 🙂 Auch die Outfits, die du aktuell trägst/postest würde ich persönlich nur teilweise übernehmen, aber ich finde es so wahnsinnig schön, dass du so offen experimentierst & dir einfach treu bleibst! Ich bewundere deinen Mut & fühle mich dadurch immer ein Stückchen inspiriert ?❤

    • Liebste Alina, tausend Dank für deine lieben Wort! Genau das wollte ich mit dem Artikel auch sagen. Dass ich das ja irgendwie bewusst mache, weil ich es liebe zu experimentieren und mich auszuprobieren. Und dass man sich eben nicht schämen sollte, weil wir irgendwann wahrscheinlich auch auf heute zurückblicken und denken „Oh Gott“. Was Solls! Das Leben ist kurz und Mode soll Spaß machen 😉 Happy Sunday dir & liebst, Karo

  2. Ach, ich bewunder das. Ich seh immer aus wie ein Soldat. Wie alle anderen. Das ist lahm. In der 6. Klasse hatte ich einen giftgrünen Trenchcoat aus Nylon. Der war der Knaller. Ich hab ihn geliebt und alle haben mich ausgelacht. Da hab ich es aufgegeben. Ich war einfach charakterlich nicht stark genug. Und das ist genau das: Um so rumzulaufen wie man sich in dem oder dem Moment fühlt, braucht man ein starkes Ego. Du machst also alles richtig 🙂

    • Ach Danke, liebe Eva 🙂 Ich denke da gehört auch einfach viel Routine dazu. Ich bemerke doofe Blicke eigentlich kaum noch, das war auch mal anders! Also unbedingt nochmal einen giftgrünen Trenchcoat suchen! Wäre heute auch noch mega 😉 xxx

Schreibe einen Kommentar zu Karoline Herr Antworten abbrechen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert