Ja, ich schnarche – und das ist nicht so süß wie es klingt!

Ja, ich schnarche. Und ich bin eine Frau. Und ja das geht.

Wieso ich Euch davon erzähle? Weil es Immer noch ein Tabu ist und ich glaube, dass viel zu wenige Frauen darüber reden. In etwa so wie über die Tatsache, dass wir Frauen auch auf die Toilette gehen (say whaaaat?), unsere Periode haben oder schwitzen. Immer wenn ich erzähle, dass ich schnarche, bekomme ich nämlich diese Reaktion: „Ach das muss ja süß klingen!“ Haha, anfangs fand mein Freund das auch noch süß. Mittlerweile nicht mehr.

Es ist doch so: Wir Frauen gelten als zarte, feine Wesen, die bestimmte (unschöne) Dinge einfach nicht tun. Und wenn doch, dann aber nicht so stark, laut oder stinkig wie Männer. Mit diesem Klischee möchte ich heute aufräumen. Denn: Ich schnarche lauter als jeder alte, übergewichtige Mann. Und ich habe Zeugen!

Ich schnarche lauter als jeder alte, übergewichtige Mann. Und ich habe Zeugen!

Die ersten Nächte mit meinem Freund waren friedlich. Alles ist neu, man reißt sich zusammen (sogar unterbewusst) und es fühlt sich an, als wäre alles aus Wolken und Zuckerwatte gemacht. Nach ein paar Monaten aber stellt sich dann die Gewohnheit ein und man lässt ein wenig los. In meinem Fall offenbarte sich das „Wohlfühlen“ im Schlaf. Auch wenn ich bis dahin bereits von Freunden und Familie ab und an mit den Worten „Karo, du hast so krass geschnarcht!“ geweckt wurde, hatte ich keine Ahnung, von welchem Ausmaß wir hier sprechen. Mein Freund machte sich anfangs noch ein wenig über meine nächtliche Lärmbelästigung lustig, stupste mich sanft in die Seite wenn es ihm zu bunt wurde oder nahm mich sogar auf, um mir am nächsten Morgen den Beweis zu präsentieren. Dann lachten wir herzlich und alles war vergessen.

So schlichen die Monate dahin. Nach circa einem halben Jahr aber, war der Höhepunkt des „Wohlfühlens“ erreicht und mein Freund zog das erste Mal aufs Sofa. Mir war das natürlich alles super unangenehm, zumal ich darauf ja keinen Einfluss hatte. Ich bat ihn also darum mich zu wecken, zu treten, ein Kissen auf den Kopf zu drücken – aber nichts half. Ich schnarchte munter weiter und wachte immer häufiger alleine im Bett auf. Aus süß wurde nervig und mein Schnarchen führte zum ersten ordentlichen Krach in unserer Beziehung. Schlafentzug ist nicht umsonst eine bewährte Foltermethode und mir tat es von ganzem Herzen leid – trotzdem konnte ich es willentlich nicht ändern.

Schlafentzug ist nicht umsonst eine bewährte Foltermethode und mir tat es von ganzem Herzen leid – trotzdem konnte ich es willentlich nicht ändern.

Also bestellte ich im Netz Beißschienen, Nasenklammern und sogar einen Ring, der durch das Stimulieren bestimmter Akkupressurpunkte das Schnarchen mindern sollte. Nichts half. Mein nächster Weg führte mich zu einem Schnarchexperten, der mich kurzerhand verkabelte und meine Schlafgeräusche aufzeichnete. Das Ergebnis: Körperlich schien alles in Ordnung mit mir zu sein. Schnarchen kann nämlich tatsächlich gefährlich werden. Bei der sogenannten Schlaf-Apnoe haben die Betroffenen Atemaussetzer, die zu einer mangelnden Sauerstoffversorgung des Hirns führen können. Das hatte ich zwar nicht, dafür aber eine aufgezeichnete Lärmkurve meiner Schnarchtirade.

Ich versuchte es mit homöopathischen Mitteln, mit Entspannungsübungen und jedem Humbug, den ich im Netz finden konnte. Bis ich schließlich selbst auf die Couch auszog. Ich sage Euch, so lustig es klingt (und es ist durchaus erlaubt beim Lesen dieses Textes zu lachen), für mich und meinen Freund war es das ganz und gar nicht. Ohne Ohropax ging nämlich inzwischen gar nichts mehr und selbst die schafften nicht immer Abhilfe. Auch wenn ich nur Aufzeichnungen meines Schnarchkonzerts zu hören bekam und natürlich nicht live dabei sein konnte, beschäftigte mich das Thema Tag und Nacht. So sehr, dass ich regelrecht Panik hatte einzuschlafen und mich so lange versuchte wach zu halten, bis mein Freund eingeschlafen war. Das Resultat: Wir waren ab sofort beide ständig müde und schlecht gelaunt und das Thema Schnarchen nahm einen sehr großen Platz in unserer Beziehung ein.

Wir waren ab sofort beide ständig müde und schlecht gelaunt und das Thema Schnarchen nahm einen sehr großen Platz in unserer Beziehung ein.

Da mir kein Schulmediziner weiterhelfen konnte, fragte ich bei einer Heilpraktikerin nach, die meinte, dass Schnarchen auch als „ein auf Abstand halten des Partners“ oder „ein Zeichen von Stress“ sein könnte. Wieder jemand anderes erklärte mir, dass selbst ein paar zusätzliche Kilos (mehr dazu hier) den Rachenraum so verengen können, dass sich das Schnarchen erheblich verstärken würde. Ich hatte also viele Vermutungen, jedoch keinen Masterplan. Auch in den Schnarch-Foren im Netz (ja, da habe ich Stunden verbracht), wurde deutlich, dass jeder aus einem anderen Grund schnarcht und es kein allgemeingültiges Heilmittel zu geben schien. Also gab ich die Hoffnung mehr oder weniger auf und akzeptierte den Fakt, dass mein Freund und ich immer öfter getrennt schliefen, ich mehrfach in der Nacht geweckt wurde und morgens unausgeschlafen war. Schön ist anders.

Schön ist anders.

Aber kommen wir zur guten Nachricht: Es hat sich gebessert. Inzwischen ist das Schnarchen nur noch selten Thema bei meinem Freund und mir und ich weiß selbst nicht woran das genau liegt. Meine Vermutung ist eine Kombination aus vielen Punkten: Zum einen wurde das Schnarchen direkt besser, als ich meinen Job gekündigt habe (wieso auch immer), dann habe ich abgenommen, lebe gesünder und mein Freund ist inzwischen sicher auch daran gewöhnt. Was auch immer es war, ich bin heilfroh drum.

Natürlich gibt es immer noch Nächte, in denen es mal wieder schlimmer ist und ich bin mir auch darüber bewusst, dass sich der Status Quo jederzeit verändern kann, aber ich habe einiges aus den letzten zwei Jahren gelernt: Und zwar, dass Schnarchen ein verdammter Beziehungskiller sein kann und auch bei Frauen alles andere als süß ist.

Ich gebe ganz ehrlich zu, dass sich die größten Streits zwischen meinem Freund und mir um dieses Thema drehten und ich es ihm auch nie verübeln konnte, dass seine Geduld am Ende war. Die Hilflosigkeit, die ich dabei empfand, war wirklich alles andere als schön und ich denke, dass es da draußen viele Paare gibt, bei denen das Schnarchen Thema ist. Ob jetzt Männlein oder Weiblein, ist dabei eigentlich egal.

Ob jetzt Männlein oder Weiblein, ist dabei eigentlich egal.

Hauptsache ist aber, dass man darüber spricht, die Sorgen des anderen ernst nimmt und darauf eingeht. Hätte ich einfach gesagt: „Kann ich ja nichts dafür!“, bin ich mir nicht sicher, ob ich meinen Freund damit nicht vergrault hätte. Und zwar zu Recht. Durch den ehrlichen Austausch aber, meine Bemühungen das Problem anzugehen und das gegenseitige Verständnis, haben wir es irgendwie geschafft aus dem Schnarch-Loch rauszukommen.

Ja, ich bin eine Frau und ich schnarche. Falls es Euch genauso geht, dann schämt Euch bitte nicht dafür. Es ist wie es ist und es hilft gar nichts, Euch selbst unter Druck zu setzen. Das habe ich am eigene Leib erfahren und muss sagen, dass der Druck die nächtliche Unruhe und das Schnarchen sogar noch befeuert hat. Was auch immer bei mir oder Euch funktioniert: Redet darüber und schweigt es nicht tot – und vor allem: Hört niemals auf auch ein bisschen darüber zu lachen. So anstrengend es auch war: Die schnarchende Karo hat für so einige Lacher auf Parties gesorgt.

So anstrengend es auch war: Die schnarchende Karo hat für so einige Lacher auf Parties gesorgt.

 

4 Antworten zu “Ja, ich schnarche – und das ist nicht so süß wie es klingt!”

  1. Ich kann mir gut vorstellen, dass es nicht einfach ist. Mein Papa schnarcht und ich kann mich gut daran erinnern wie laut es manche Nächte war. Wir beide schnarchen zum Glück nicht regelmäßig (nur, wenn einer krank ist). Ich fühle wirklich mit, denn eine Belastung ist es auf jeden Fall. Zumal, wenn einfach nichts helfen mag und sich Hilflosigkeit breit macht.

  2. Total unnötiger Artikel. Dann vielleicht mal einen Tag aussetzen bevor man sowas belangloses schreibt. Blog ist nicht immer gleich Tagebuch

    • Hallo F, Danke für dein Feedback. Schade, dass du mit diesem Artikel nichts anfangen konntest, aber das Feedback vieler Leser war da sehr anders und ich glaube, es gab sehr wohl Leser, die den Artikel nicht ganz so unnötig fanden 😉 Liebe Grüße, Karo

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